Es ist bewölkt, die edel wirkenden weißen Tischdecken der Stehtische wehen im steten Wind. Manch einer der zahlreichen Besucher der Eröffnung der Auenkunst wirft einen kritischen Blick zum Himmel: Die Eröffnung der 7. Massenheimer Auenkunst wird doch wohl nicht ins Wasser fallen?
Bad Vilbel. Doch Petrus hat Erbarmen mit den Kunstinteressierten und lässt am frühen Nachmittag des Samstags noch keine Tropfen vom Himmel fallen. Die Auenkunst zieht inzwischen bei weitem nicht nur Bad Vilbeler Publikum an: Die Besucher kommen aus der ganzen Region, aus Frankfurt und sogar aus dem Main-Taunus Kreis. „Wir sind aus Eppstein hergefahren, um uns die Eröffnung anzuschauen“, erzählt Mathis Schultz, während er seine sieben Monate alte Tochter Lucia auf dem Arm wiegt.
Freunde der Familie haben berichtet, wie schön die Eröffnung der vorigen Ausstellung gewesen sei. „Die Fahrt hierher hat sich wirklich gelohnt. Ein Spaziergang an der frischen Luft und dazu noch Kunst – einfach super.“ Schultz’ Partnerin Nicole Schneider ergänzt: „Schön ist besonders, dass man direkt mit einigen Künstlern sprechen kann.“
Liebe, Erotik, Hingabe
So beispielsweise mit Kathrin Gordan, die die Ausstellungseröffnung begleitet: Gleich mehrere Kunstwerke in der Massenheimer Aue sind von ihr, dazu gehört unter anderem der „Rückentorso“. Die naturbelassene Atmosphäre sei traumhaft: „So bekommt man auch als Künstler einen ganz anderen Blick auf die eigenen Arbeiten.“ Nur eines hat Gordan zu beklagen: Das Arrangement ihres Torsos findet sie noch verbesserungswürdig. „Noch sieht er aus wie ein Fremdkörper und fügt sich nicht wirklich in die Umgebung ein. Das Gras um die Skulptur herum wird aber wohl noch etwas wachsen“, hofft die Künstlerin.
Nach den Eröffnungsreden von den Organisatoren der Ausstellung, Jörg Schatz, Claus-Günther Kunzmann sowie Kurator Ralf Schülein, nutzten die Besucher die Möglichkeit, sich mit Kunsthistorikerin Astrid Jacobs die Werke der Künstler genauer anzusehen und einiges zum Hintergrund und der Entstehung zu erfahren. Die Auenkunst 2013 steht unter dem Motto „Beziehungskisten“. Sie beschäftigt sich überwiegend mit diesem Thema in all seinen Facetten, Liebe, Leidenschaft, Hingabe und Erotik spielen ebenso eine Rolle wie Sehnsucht und Freundschaft. In Verbindung miteinander bieten die Werke den Besuchern interessante und vielschichtige Wechselwirkungen, die durch die zum Teil persönlichen Beziehungen der Bildhauer untereinander noch verstärkt werden.
Die Seele baumelt
Die Ausstellungsfläche hat sich dieses Jahr beinahe verdoppelt und ist mit 28 Arbeiten von 15 Künstlern bestückt – 12 davon sind neu. Ein Spaziergang durch die Aue ist eine schöne Gelegenheit, einmal die schnelllebige Welt hinter sich zu lassen und die Seele einfach baumeln zu lassen. Das empfiehlt auch Claus-Günther Kunzmann: „Wir laden Sie dazu ein, die mediale, die digitale, die virtuelle Welt für eine Zeit lang hinter sich zu lassen, die visuelle und die taktile Wahrnehmung zu nutzen und die Auenkunst zu betrachten, zu ertasten und zu erfühlen.“ Für einige Besucher wird die Eröffnung sicher nicht der letzte Spaziergang durch die Massemer Aue gewesen sein.