Ihre Feuertaufe hat die neue Digital-Funktechnik der Feuerwehr in Karben bestanden. Bei kleineren Einsätzen und Übungen werden die neuen Geräte inzwischen benutzt. Die Feuerwehrleute sind begeistert.
Karben. Beim Flämmen mit dem Schweißbrenner auf der Werkbank entsteht Rauch. Ist ja nicht ungewöhnlich. Der Mitarbeiter der Kelterei Rapp’s hat das aber offenkundig unterschätzt. Denn der Rauchmelder im Werkstattraum direkt neben der riesigen Abfüllanlage für Apfelsaft und Stöffche quittiert den Qualm mit einem Feueralarm.
In der Friedberger Leitstelle läuft der Alarm auf. Sie setzt die Wehren von Klein- und Groß-Karben sowie Burg-Gräfenrode in Gang. Vor Ort in der Kelterei am Selzerbrunnen weist die Brandmeldeanlage an der Wand neben der Expedition auf den Schadensort hin. Ein Trupp Feuerwehrleute macht sich auf den Weg dorthin. Vor Ort, in der Werkstatt, sehen die Einsatzkräfte: kein Schaden, nur viel Rauch.
Als sie das dem Kameraden melden wollen, der den Einsatz führt, versagt aber das analoge Funkgerät – wie oft in solchen Situationen. Es überträgt nur Rauschen. „Da liegen zu viele Wände und Einbauten dazwischen“, sagt Stadtbrandinspektor Thomas Bier. Bei einem gefährlichen Einsatz bedeutet das für die ehrenamtlichen Brandbekämpfer einen erheblichen Nachteil, der es noch gefährlicher machen könnte. Also greifen die Feuerwehrleute in der abgelegenen Kelterei-Werkstatt zum neuen Digitalfunkgerät. Und ihnen wird zum ersten Mal so richtig praktisch der Vorteil der neuen Technik klar: „Karben eins-neunzehn-nulleins von Karben nulleins“, ruft Bier den amtierenden Groß-Karbener Wehrführer Ralf Heck. „Frage Verständigung.“ „Klar und deutlich“, quittiert Heck den Ruf einige hundert Meter und diverse Wände weiter an der Brandmeldezentrale. Selbst das ohrenbetäubende Klappern, das hinter Bier durch die offene Tür aus der Abfüllanlage herüberschallt, filtert das Gerät sauber heraus. Funkprobleme bei Einsätzen in Kellern, mit einiger Distanz zur Einsatzleitung oder in großen Häusern mit vielen Wänden dürften bald der Vergangenheit angehören.
Auf Nummer sicher
In allen Stadtteilfeuerwehren hat die neue Technik mit 63Handfunkgeräten Einzug gehalten. Sie wird „in eher unkritischen Situation“ und zum Üben eingesetzt, sagt der Stadtbrandinspektor. Die Wehrführer sollen entscheiden, ab wann an Einsatzstellen digital gefunkt wird. Gerade dort bietet das neue System einen Riesenvorteil: Analog funkten alle Wetterauer Wehren auf einer Frequenz. Die Folge: Spricht einer, kann derweil niemand anderes sprechen. „Künftig können wir die Geräte pro Einsatz in einer Gruppen zusammenschalten“, erklärt Thomas Bier. Damit werde die Kommunikation schneller – und es müssen nicht alle Wehren im Kreis zwangsweise alle Einsätze verfolgen. „Daraus ergeben sich natürlich unendlich viele Möglichkeiten für die Taktik“, ist Bier euphorisch. „Aber so weit sind wir noch nicht.“
Bevor Karbens Wehren ganz auf digital umschalten können, müssen die Leitstelle „Florian Karben“ im Feuerwehrhaus am Breul – samt kompliziertem Genehmigungsverfahren – sowie 23 Fahrzeuge umgerüstet werden. Und natürlich muss der Wetteraukreis seine Leitstelle aufrüsten. Wann das alles fertig ist, ist derzeit noch nicht absehbar.
Selbst dann aber will die Feuerwehr auf Nummer sicher gehen. „Wir werden die Altgeräte noch eine Zeitlang mitführen als Rückfallebene“, erklärt Bier. Anders als in Niedernhausen, wo die Wehr ihre Altgeräte bereits verkauft und dann ein Problem hatte, als die neue Technik Zicken machte.
Alte Technik schwächelt
Zicken macht in der Wetterau die analoge Technik immer mehr, beobachtet Thomas Bier. Bei dem Einsatz bei Rapp’s führte eine Störung dazu, dass die Alarmierung nicht bei allen Feuerwehrleuten auf den Meldeempfängern ankam. „Deshalb waren nur neun, zehn Einsatzkräfte vor Ort“, sagt der Stadtbrandinspektor. „Für diesen Einsatz genügte das, sonst hätten wir nachalarmieren müssen.“ Weitere Feuerwehren wären in Marsch gesetzt worden. (den)