Was ist nur mit den Straßen in Karben los? Der Zustand der Straßen wird schlechter und schlechter und niemand scheint sich darum zu kümmern. Wenn es ein- mal Reparaturen gibt, sind sie nicht mehr alsnotdürftiges Flickwerk. Im Rathaus sucht man für die schlimmste Strecke nach einer Lösung. Denn das Land will nichts tun.
Karben. Viele Durchgangsstraßen der Stadt haben sich in den vergangenen Jahren zu Schlaglochpisten entwickelt. Im Frühjahr und Sommer werden sie notdürftig gekittet. Die Fahrt im Auto bleibt trotzdem holprig.
Welches ist die schlechteste Straße in Karben? Eine ganze Menge Antworten laufen ein auf der Facebook-Seite der Bad Vilbeler Neuen Presse. Dort im sozialen Netzwerk hatte die Tageszeitung die Frage aufgeworfen. Die Dorfelder Straße in Rendel sei das ja wohl, schreibt eine Frau. Oder die Heldenberger Straße in Groß-Karben? Auch die Bahnhofstraße und die Homburger Straße in Klein-Karben sind von Schildern „Achtung, Straßenschäden!“ gesäumt. Kräftig durchgeschüttelt wird jeder im Pkw oder Linienbus, der in Petterweil über die Alte Heerstraße rollt.
All diese Straßen sind nicht abseitig gelegene Nebenstrecken – nein, die Schäden betreffen vor allem die Hauptverkehrsachsen. Hessens Straßenverwaltung räumt für Karben sogar unumwunden ein: „Der Zustand der Fahrbahnen der von Ihnen aufgeführten Landesstraßen ist teilweise sicherlich sanierungsbedürftig.“ Das erklärt Kathrin Harth, Sprecherin der Straßenbehörde „Hessen mobil“ in Gelnhausen.
Der Wunsch der Stadt Karben nach einer „möglichst zeitnahen Sanierung“ sei nachvollziehbar, sagt Harth. Deshalb habe es bereits „intensive Abstimmungsgespräche“ zwischen Stadt und „Hessen mobil“ gegeben. Also werden die Schlaglochpisten bald erneuert? Denkste.
Besserung erst 2015?
Karbens Straßen sind im Landesvergleich laut der Behörde immer noch zu gut! Kathrin Harth erklärt: Man habe die Straßen in Karben „in einer Dringlichkeitsreihung“ einem hessenweiten Vergleich „zu allen erwogenen Landesstraßenbauprojekten“ unterzogen. Ergebnis: „Leider hat sich für die benannten Projekte keine so hohe Dringlichkeit ergeben, dass sie in das Bauprogramm 2013/2014 aufgenommen werden konnten.“
Und es kommt noch schlimmer: Die „Dringlichkeitsreihung“ werde aktuell fortgeschrieben, die Straßen neu bewertet. „Erste Ergebnisse werden aber nicht vor Mitte 2014 vorliegen“, erklärt die Behördensprecherin. Vor allem aber: Damit tut sich vor 2015 gar nichts auf den löchrigen Karbener Asphaltbahnen. Das Landesstraßenbauprogramm geht danach über mehrere Jahre. Wie viel überhaupt saniert wird, das entscheiden die Landtagsabgeordneten nach der Wahl.
Für Bürgermeister Guido Rahn (CDU) ist das ein Graus. Er wollte wenigstens für die schlimmste Straße eine Lösung finden: die Rendeler Straße in Klein-Karben. Sie war so schlecht, dass flugs die schlimmsten Schäden „notdürftig zugeschmiert“ wurden, bevor die Radfahrer des Ironmans Anfang Juli dort entlang preschten. Schwere Stürze wegen kaputter Straßen wären wohl keine gute PR für die hessische Verkehrspolitik gewesen.
„Hier ist eine Grundsanierung notwendig, anstelle von Flickschusterei“, schimpft Rahn – und zwar auf der gesamten Länge der Landesstraße 2305 im Stadtgebiet von der B3 im Westen bis an den Ortsausgang Rendel im Süden. Im Bereich der Bahnbrücke und an der Kreuzung mit der Brunnenstraße finden sich tiefe Fahrbahnrillen und Querkanten, überall auf der Strecke notdürftig geflickte Fahrbahnlöcher, -risse und Aufbrüche. Für Autofahrer ist das unangenehm – für Motorrad- und Radfahrer aber hochgefährlich. Laut Rahn sieht das Land selbst in einer Bedarfsanalyse die Notwendigkeit, die Fahrbahn auf kompletter Strecke zu erneuern. In der Dorfelder Straße in Rendel sei sogar eine grundhafte Erneuerung nötig.
„Hierauf warten wir seit 2010“, seufzt Rahn. Dass das Land sich nicht kümmert, enttäuscht ihn. Wie aber lässt sich die Sanierung doch noch machen? Im Rathaus versucht man es nun mit einem Trick: Die Stadt bietet an, „notfalls“ die L3205 als Stadtstraße zu übernehmen und künftig in Stand zu halten – wenn das Land sie zuvor in perfekten Zustand bringt. Zu dem Vorschlag gibt sich „Hessen mobil“ bedeckt.
Auf schnelle Lösung kann also niemand hoffen. Derweil zerbröseln die Straßen immer weiter, sie werden immer gefährlicher. Ist das nicht für die Landesbehörde Grund, endlich tätig zu werden? „Bis zu einer möglichen Sanierung“, sagt Sprecherin Kathrin Harth, „wird durch stetige Instandhaltungs- und Beschilderungsmaßnahmen jederzeit die Verkehrssicherheit durch die regional zuständige Straßenmeisterei gewährleistet.“ (den)