Schon ein Spieltag vor Schluss war es perfekt: Die Badminton-Mannschaft des SV Fun-Ball Dortelweil hat den Sprung in die höchste deutsche Spielklasse, die 1. Bundesliga, geschafft.
Bad Vilbel. In Wehen zogen die Spieler und die Fans des SV Fun-Ball Dortelweil lange Zeit finstere Mienen. Beim Tabellenletzten der 2. Liga Süd lief es nicht gerade nach Wunsch. Der Tabellenführer, der ohne Anika Dörr (spielte bei der Junioren-EM in Ankara) antrat, lag vor dem letzten Spiel des Tages sogar mit 3:4 hinten. Aber dann sorgte Peter Lang mit einem souveränen 21:9 und 21:10 für Erleichterung beim rund 50 Personen starken Anhang der Fun-Baller gesorgt. Und fast zeitgleich mit dem letzten Ballwechsel sickerte über einen „heißen Draht“ die Glücksbotschaft durch. Der Tabellenzweite aus München hatte in Dillingen ebenfalls remis gespielt und so war gleichzeitig mit dem letzten Punkt von Peter Lang der Titel perfekt: Die Dortelweiler lagen bereits vor dem letzten Spiel uneinholbare drei Punkte vorn. „Wahnsinn“, jubelte Teamchef Klaus Rotter.
Acht Meistertitel
Der Dortelweiler Badminton-Aufstieg hört sich in der Tat märchenhaft an: Vor 17 Jahren wurde der Verein gegründet, vor 16 Jahren begannen die Fun-Ball-Badmintonspieler in der C-Klasse. Seither stiegen sie allein mit der „ersten“ Mannschaft achtmal als Meister auf, in den letzten sechs Jahren allein viermal. „Das ist wie ein kleines Wunder“, freute sich Stephan Kött, der Vorsitzende des mittlerweile 4000 Mitglieder starken Sportvereins.
Eine wunderbare Atmosphäre gab es dann auch am Tag danach beim Saisonfinale gegen Bischmisheim II, nicht nur weil der Aufstieg schon unter Dach und Fach war. Über 200 Zuschauer fanden den Weg zum „Siegesbaum“ und trieben ihr Team mit Trommeln, Tröten und Trompeten nach vorne. „Die Fans hier sind einzigartig. Das war auch elementar für unseren Erfolg“, sagte Spielführer Fabian Holzer bei der Meisterparty.
Zum Saisonfinale und mit dem sicheren Gefühl des Aufstiegs im Rücken wirbelten die Dortelweiler ihre Aufstellung etwas durcheinander. Der 17-jährige Sandro Kulla gab sein Debüt in der 2. Liga – und was für eines. Er fegte Matthias Assmann mit 21:12 und 21:8 vom Feld. Kai Schäfer verzückte das Publikum im Duell der Topspieler gegen Philipp Welker. Gegen ihn hatte er in der Vorrunde seine einzige Saisonniederlage im Einzel kassiert – und nahm nun Revanche. Mehrfach schüttelte Welker frustriert den Kopf, letztlich siegte Schäfer mit 21:14 und 21:7. Zusammen mit Nils Rotter holte Schäfer auch das zweite Herrendoppel nachdem die Dortelweiler die ersten Matches (1. Herrendoppel und Damendoppel) abgegeben hatten. Den vierten Dortelweiler Punkt sicherte das Mixed mit Cisita Jansen und Thomas Legleitner – und das gegen Ex-Nationalspieler Kristof Hopp und Lisa Heidenreich, die auch schon in der ersten Liga gespielt hat. Auch die prima aufspielende Petra Herzog, die Anika Dörr ersetzte, hatte gegen Anna Jungmann den Sieg vor Augen und führte im dritten Satz mit 15:11, ehe ihr die Partie noch entglitt (21:18, 15:21, 17:21). Wie in Wehen war Peter Lang der „Mann des letzten Spiels“. Nur diesmal führten die Dortelweiler mit 4:3. Und der 21-jährige zog sich nach verschlafenem ersten Satz (12:21) an den eigenen Haaren aus dem Sumpf – und siegte mit 23:21 und 21:18.
Letztlich blieben die Fun-Baller in der ganzen Saison ungeschlagen und hatten am Ende vier Punkte Vorsprung vor München und Anspach. Und Holzer blickte voraus: „Nächste Saison in der ersten Liga wird es schwer, die Klasse zu halten.“ Dann werden die Badminton-Größen wie Europameister Marc Zwiebler oder die WM-Dritte Juliane Schenk in Dortelweil antreten. Teamchef Rotter genoss aber den Moment. „Heute wird gefeiert.“