Schon zum Jahresende wollen die Stadtwerke Bad Vilbel und Viernheim gemeinsam eigenen Windenergie-Strom anbieten. Dafür lassen sie bei Erbach im Odenwald für 20 Millionen Euro fünf Anlagen bauen.
Bad Vilbel. Es hat einen langen Vorlauf gebraucht, knapp vier Jahre, bis jetzt der Liefervertrag mit der Hamburger Windanlagenfirma Nordex unterschrieben werden konnte. Sie wird fünf Anlagen mit einem Rotordurchmesser von 117Metern und einer Nabenhöhe von 120 Metern liefern. Für diese Anlagen wurde bereits in 400 Metern Höhe eine Waldfläche auf dem Geisberg abgeholzt. Bei West- und Südwestwind sollen die Anlagen ab Windgeschwindigkeiten von drei bis maximal 20Metern pro Sekunde Strom liefern, erläutert Nordex-Vertriebsleiter Siegbert Pump.
„Wir haben seit einiger Zeit Interesse an Windkraft“, sagt Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU), zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke. Der jetzt gefundene Standort sei „wirtschaftlich betreibbar und stößt auf Akzeptanz vor Ort – was im Rhein-Main-Gebiet sehr schwierig ist.“ Teil der Vereinbarung mit den benachbarten Odenwald-Kommunen ist, dass deren Anwohner sich an einer Windenergie-Genossenschaft beteiligen können. Die Bad Vilbeler und die Viernheimer seien über ihre Kommune ohnehin beteiligt, so der Stadtwerke-Geschäftsführer Ralph Franke.
Der Odenwälder Windpark soll 25 Millionen Kilowattstunden Energie jährlich erzeugen. Das reiche, um 7000 Haushalte ein Jahr lang zu versorgen. Fünf Millionen Kilowattstunden sind für die Genossenschaft reserviert, je zehn Millionen schreiben sich die beiden Stadtwerke gut. Für Bad Vilbel bedeute dies eine Strommenge, die mehr als zehn Prozent ihres Absatzes entspreche, so der kaufmännische Leiter Rüdiger Milke.
Mit vier Jahren habe das Vorhaben einen langen Vorlauf gehabt, allein das faunistische Gutachten, das Belastungen der Tierwelt prüft, dauerte ein Jahr, berichtet Milke. Doch Rotmilane wurden in dem Gebiet nicht gesichtet und zum Schutz von Fledermäusen gibt es mittlerweile ein spezielles Überwachungssystem, das die Anlagen auch herunterfahren kann, erklärt Nordex-Mann Pump. Neben dem Bau wurde auch ein Wartungspaket für 15 Jahre vereinbart.
150 Tonnen Gewicht
Der Bau bringt einige logistische Herausforderungen mit sich, schildert Pump: „Das Rotorblatt hat eine Länge von 53 Metern.“ Auch der gerade Transportweg aus der Fertigung in Rostock über die Autobahn bereitet Probleme. „Viele Brücken in Nordrhein-Westfalen sind so marode, dass sie das Transportgewicht nicht verkraften.“ Die Gondel der Windkraftanlage komme auf 150 und zerlegt immer noch auf 75 Tonnen Gewicht.
Auch wenn es simpel aussieht, die Aerodynamik eines Rotorenblattes muss ausgeklügelter sein als die eines Flugzeugflügels, heißt es in einer Nordex-Veröffentlichung. Das liege daran, dass das Blatt mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten rotiert. An der Spitze werden 280 Stundenkilometer erreicht, an der Nabe nur noch 5,7 Stundenkilometer. Dort aber wirken Kräfte, die der Last von tausend Kleinwagen entsprechen.