Es ist ein eindrucksvoller Appell: Die Elternbeiräte aller Karbener Kitas fordern mehr Qualität in der Kita-Betreuung. Das formulieren sie in einer gemeinsamen Stellungnahme zum geplanten Kinderförderungsgesetz.
Karben. „Große Bedenken“ haben sie. Deshalb formulieren elf Elternbeiräte von Kitas sowie der Grundschule Am Römerbad in Okarben eine Stellungnahme für die Landespolitik: Mit dem neuen Kinderförderungsgesetz dürfe die Qualität in der Kita-Betreuung nicht schlechter werden, mahnen sie.
„Wir wollen einen Stein ins Rollen bringen“, sagt Anette Völker-Hedderich vom Elternbeirat des städtischen Kinderhauses in Klein-Karben. Wenn auch die Karbener Eltern vorsichtigere Worte wählen als viele andere Elternbeiräte im Land, so sind sie doch aufgeschreckt: Sie befürchten eine schlechtere Qualität in der Kita-Betreuung.
Mit dem Gesetz soll sich zum 1. Januar der Personalschlüssel in den Kitas und Krippen verändern: Statt nach starren Gruppen-Maximalgrößen sollen sie den Personalbedarf je Kind berechnen. „Wir erkennen die positiven Möglichkeiten in dem Entwurf an“, schreiben die Eltern. Das Gesetz erlaube es, flexibler auf individuelle Situationen vor Ort zu reagieren.
Zusage von Rahn
Allerdings: Die vorgesehenen Mindeststandards drohten zu Maximalstandards zu werden. „Es hängt ja an den finanziellen Mitteln“, sagt Andreas Gerhardus, Vorsitzender des Stadtelternbeirats und Elternbeirat der Groß-Karbener Kita Am Zauberberg. Natürlich wolle kein Träger eine Betreuung schlechter anbieten als bisher. „Aber Qualität kann er nicht ohne Geld sicherstellen“, sagt Gerhardus. Da fehle einfach „die entsprechende belastbare finanzielle Basis“ für die Kitas.
„In Anbetracht der angespannten Haushaltslage in den Kommunen und den Vorgaben des Schutzschirms sehen wir die reale Gefahr“, schreiben die Eltern, dass die Kita-Träger nur die Mindestvorgaben erfüllten. Denn jede Überschreitung werde zur freiwilligen Leistung. „Diese will, kann oder darf ein Träger dann unter den Sparvorgaben nicht mehr erbringen.“ Diese Gefahr sieht Andreas Gerhardus für Karben zwar aktuell nicht. „Wir haben von Bürgermeister Rahn die mündliche Zusage, dass die Stadt die heutigen Standards fortführen will.“
Angesichts der Sparvorgaben des Landes, nachdem die Stadt unter den Schutzschirm geschlüpft sei, sei das aber in Zukunft fraglich. „Die Frage ist, wie die Zusage in einem oder zwei Jahren aussieht, wenn er entsprechende Haushaltsvorgaben zum Sparen hat“, so Gerhardus.
Beunruhigt sind die Eltern vor allem, weil die Stadt längst über Einsparungen bei Kinderbetreuung verhandele: „Im Hortbereich gibt es ja schon länger die Diskussion, weil das ja eine freiwillige Leistung ist und die Stadt sparen will.“ Konkret trifft es aktuell Klein-Karben, Groß-Karben und Okarben: Dort will die Stadt Hort-Angebote reduzieren.
Dabei werde die Stadt keinesfalls Schüler auf der Straße stehen lassen, beteuert Bürgermeister Guido Rahn (CDU) stets. Die Betreuung der Schüler wolle die Stadt sicherstellen. Ebenso werde nicht an der Qualität der Kita-Betreuung gedreht, beteuert er. „Wir haben es uns extra von Sozialminister Grüttner schriftlich geben lassen, dass wir trotz der Spar-Vorgaben aus dem Schutzschirm weiterhin Personal über die Mindesverordnung hinaus einsetzen dürfen.“
Die Elternvertreter hören das sicher gerne. (den)