Karben. „Seit 2010 haben wir das Gemeindefest unter ein Motto gestellt und einen Bezug zum Ort hergestellt“, erklärt der evangelische Gemeindepfarrer von Rendel, Konrad Schulz, zur Einweihung der Gemeinde-Rundwege. Mit dem Motto „Wasser des Lebens“ nahm das Projekt seinen Anfang. 2011 titelte das Fest „Grenzen überwinden“, und im vergangenen Jahr richtete die Kirche das Augenmerk auf denkmalgeschützte Gebäude.
Etwas Bleibendes
„Die kleinen Ausstellungen, die wir jeweils zum Thema zusammentrugen und die Rundgänge, die in jedem Jahr das Gemeindefest beschließen, erfreuen sich sehr großer Beliebtheit“, ergänzt Kirchenvorstand Stephan Kuger. Er ergriff die Initiative, aus der jährlichen Veranstaltung etwas Bleibendes zu machen. „Dieser kollektive Erinnerungsaustausch, das Interesse von Jung und Alt, Alteingesessenen und Zugezogenen an historischen Gegebenheiten Rendels erfüllte die Gemeinde mit großer Freude“, beschreibt der 37-Jährige seine Motivation. Dauerhafte Streckentafeln sollen die Gemeindefest-Rundwege festhalten und beschreiben. In der Kirchenzeitung „GemeindeSinn“ rief Pfarrer Schulz die Rendeler zur finanziellen Unterstützung auf. „Unglaublich, innerhalb kürzester Zeit hatten wir drei Firmen und 30 Stifterfamilien, die sich bereit erklärten, die rund 1000 Euro zusammen zu bekommen“, ist Pfarrer Schulz.
Zahlreiche Gespräche mit Ortskundigen und Alteingesessenen sowie etwa Hobby-Historiker Rainer Obermüller führte Kuger, um die 33 Streckentäfelchen mit Informationen und historischen Bildern zu füllen. Rendeler Handwerker brachten diese in der vergangenen Woche an.
Genau hinsehen
„Man sieht nur, was man weiß, könnte das Motto der Gemeinderundwege sein“, sagt Architekt Kuger und zwinkert verschmitzt. So etwa muss man schon genauer hinschauen, wenn die Rendeler Quelle den Weg vorgibt. 1618 ist diese erstmals als „burnfloß“ bezeugt. Vom Schöpfbrunnen auf dem Rathausplatz floss sie einst durch eine Hohlgasse auf den Lindenplatz mit Pferdeschwemme. In Richtung Nidder machte sie sich den Weg über die Hainbefestigung hinweg durch die Weichtgärten – Schrebergärten am Ortsausgang. „Nur die Kanaldeckel und das Rauschen bezeugen die Quelle noch heute“, zeigt Kuger auf den Gulli, der leise gurgelt.
Seit 1907 speist die Quelle nicht mehr, Relikt aber ist die alte Wassersäulenpumpe, die das kühle Nass zurück in den 27 Meter höher gelegenen Ort drückte, der bis dorthin autark war. Station acht auf dem rund einstündigen „Der Wasserlauf“-Spaziergang ist die Pumpe, steinige Stufen hinunter, Zeitzeuge dieser „Wasser-des-Lebens“-Geschichte.