Das Jahr 2013 dürfte in der südlichen Wetterau ein echtes Windkraft-Jahr werden. Diverse neue Rotoren sollen rund um den Karbener Windpark entstehen. Mit vier Anlagen geht es schon bald los, bei den anderen aber klemmt’s noch.
Karben. Frühmorgens werden wohl die Lastwagen mit ihren tonnenschweren Ladungen von der B 3 kommen, dann in die Ober-Erlenbacher Straße abbiegen. Kurz nach dem Abzweig nach Petterweil müssen sie links einbiegen ins Feld.
Ihre Fracht werden die Bauteile für vier Windräder sein. Irgendwann im Sommer dürfte es soweit sein: Dann hofft der Wiesbadener Entwickler Abo-Wind darauf, mit dem Bau der vier Nieder-Erlenbacher Windräder zu beginnen. Aktuell warte man nur noch auf die Genehmigung für die Anlagen auf dem Schäferköppel, sagt Projektleiter Florian Lüders von Abo-Wind. „Wir sind im Zeitplan.“
Die vier Zwei-Megawatt-Anlagen des Frankfurter Energieversorgers Mainova sollten dann im dritten Quartal in Betrieb gehen. Die Rotoren werden mit Gesamthöhen von 150 Metern so groß werden wie die beiden neueren der vier Anlagen im Karbener Windpark. Weil sie direkt daneben stehen, werden sie wohl wirken, als gehörten sie dazu.
Nördlich der Landesstraße 3205, die dort bereits Wetterauer Straße heißt, sollen nur einen Steinwurf entfernt weitere Windräder entstehen: Hier möchten die Städte Karben und Bad Homburg zwei oder drei Rotoren aufstellen, der Auricher Windradbauer Enercon noch zwei weitere. Das soll auf Karbener Gemarkungsgebiet geschehen, zum Teil aber auf Äckern, die Bad Homburg gehören. Die Steuerung des Projekts hätten nun die Stadtwerke Bad Homburg übernommen, erklärt Karbens Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Diese wünschten sich drei Anlagen, „was ökonomisch mehr herausholt, aber vier Anlagen sind wohl realistisch“, wenn man diese sinnvoll an den windstärksten Standorten in der Wetterauer Landschaft platziere. Denn der neue Wald nahe Petterweil soll von Windrädern freigehalten werden, ebenso das Umfeld der Trasse der dortigen Hochspannungsleitung.
Fertig sind die beiden Städte mit ihren Untersuchungen – woran also hängt’s? „Wir stehen Gewehr bei Fuß und warten nur noch auf Enercon“, erklärt Guido Rahn. Wo es bei den Aurichern klemmt, war auf Nachfrage bislang aber nicht zu erfahren. Ungewöhnlich sind solche Verzögerungen nicht, weil die Branche wegen der Energiewende derzeit sehr viele Aufträge abzuarbeiten hat.
Einflüsse von außen hemmen auch das zweite Karbener Windradprojekt im Nordosten der Stadt. Fünf Anlagen wollen sie und die Mainova nahe Burg-Gräfenrode bauen. „Wir sind mit fast allen vorbereitenden Untersuchungen fertig“, erklärt Florian Lüders vom dort ebenfalls tätigen Projektentwickler Abo-Wind. „Der Standort kann umgesetzt werden, es hängt nur noch an Langen.“
Funkfeuer bremst
Die dort sitzende Deutsche Flugsicherung (DFS) hatte gegen die Anlagen Einspruch erhoben, weil sie Auswirkungen auf das nur einige Kilometer entfernte Funkfeuer Metro bei Erbstadt befürchtet: Die Windräder könnten die Navigation von Flugzeugen beeinflussen, heißt es. „Wir stehen mit Gutachtern und der Flugsicherung in direktem Gespräch“, erklärt Lüders. Darin solle geklärt werden, ob eine Aufrüstung des Funkfeuers möglich ist, um Auswirkungen durch die Windräder auszuschließen.
Nachvollziehen können die Windradplaner die Furcht der DFS nicht. Just im Fall von Metro stehen „vier Anlagen schon viel näher dran“, nämlich die nur zwei bis drei Kilometer entfernten Erbstädter Windräder. Werde das Problem nun schnell geklärt, dann könnten die Burg-Gräfenröder Windräder noch „im Herbst oder Winter“ gebaut werden, so Lüders. „Wir können den Bauantrag innerhalb von zwei Monaten stellen.“ (den) Seite 4