Bad Vilbels Ehrenbürgermeister Erich Glück ist tot. Der 92-Jährige ist in der Nacht zum Donnerstag vergangener Woche in einer Klinik in Frankfurt am Main gestorben. Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr (CDU) zeigte sich „sehr betroffen“. Erich Glück, Träger des Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse, habe sich „außerordentliche Verdienste um die Stadt“ Bad Vilbel erworben, betonte Stöhr gegenüber der Presse.
Bad Vilbel. Seine berufliche Laufbahn begann Erich Glück als Bürokrat. Nachdem der gebürtige Vilbeler (das Prädikat „Bad“ kam erst 1948) 1948 aus russischer Kriegsgefangenschaft kam, war er rund anderthalb Jahre Angestellter der Stadt Vilbel, bevor er von 1949 bis 1968 bei der AOK Frankfurt bis zum Oberamtmann aufstieg und zuletzt die Abteilung Zwangsvollstreckung betreute.
Vom Juni 1968 bis Januar 1980 war er Bad Vilbeler Bürgermeister, bereits von 1956 bis 1968 Stadtverordnetenvorsteher. Für die SPD saß Glück seit 1952 im Stadtparlament – doch 1977 trat er aus der Partei aus. 1977 /78 begann er mit der Planung von Dortelweil-West. Glück holte das Berufsförderungswerk nach Bad Vilbel und ließ 1974 zur 1200-Jahr-Feier der Stadt ein neues Hallenbad bauen.
Bei der hessischen Gebietsreform 1971 /72 glänzte Bürgermeister Erich Glück durch große Verdienste um die Eingemeindung von Dortelweil, Massenheim und Gronau und legte damit die Grundlage für Dortelweil-West und für eine in den 80er Jahren unter dem erfolgreichen CDU-Führungsduo Günther Biwer (Bürgermeister) und Klaus Minkel (Erster Stadtrat) prosperierende Quellenstadt.
Zu Beginn seiner Amtszeit habe es drei Hypotheken gegeben, die alle mit „H“ anfingen, erinnerte sich Erich Glück im Gespräch mit dem „Bad Vilbeler Anzeiger“ (BVA). Es waren dies die nach dem Krieg erbaute reine Wohnsiedlung Heilsberg (ohne Gewerbe); das Heilbad, das „nicht mehr aufrechtzuhalten war von einer finanzschwachen Gemeinde“ – und das Hospital mit 50 Betten in der Bergstraße, das 1977 für zwei letzte Betriebsjahre an den Wetteraukreis verkauft wurde.
Am reibungslosesten sei es bei der Gebietsreform mit der Eingliederung von Gronau gegangen, obwohl der Ort zum Altkreis Hanau gehörte. „Aber ich habe immer gesagt, so wie das Wasser fließt, fließt das Leben: Nidda und Nidder fließen nach Bad Vilbel.“
„Ein Bürgermeister ist immer ein Vermittler!“, pflegte er zu sagen und daher müsse man sich „auch in die Lage der anderen versetzen können“ und zitierte dazu ein Bibelwort: „Einer trage des anderen Last.“ Im Stadtparlament gab es zu jener Zeit ein ganz anderes Klima. „Wir hatten damals das Gefühl, wir müssen zusammenhalten“, sagte er mit Blick auf die Kooperation der SPD mit CDU, FDP und dem BHE (Bund Heimatvertriebener und Entrechteter vom Heilsberg). Parteipolitische Gräben dürften das Leben einer Kommune nicht prägen. Trotz gegensätzlicher Meinungen in Debatten müsse man aber „anschließend noch gemeinsam einen Schoppen trinken gehen können“. Seiner Ansicht nach ginge es heute, im örtlichen Parlament aber „nur noch um die Parteien“, kritisierte er.
„Alles was Spaß macht, belastet nicht“, bekannte er zum Thema Bürgermeister. Ein Rathauschef habe ein unglaubliches Arbeitspensum zu absolvieren und für Freizeit nur wenig Zeit. Dennoch sei er mit seiner Frau Sophie (mit der er 65 Jahre lang verheiratet war und die bereits 2007 verstarb) auch durch die Welt gekommen. Nur eines habe er in seinem Leben nie gemocht, Sport. Da habe er es „ganz mit Adenauer gehalten, und der sei ja auch alt geworden.“
Mit Erich Glück, Mitglied oder Ehrenmitglied in 16 Vereinen, verliert diese Stadt einen herausragenden Bürger, einen in erster Linie der Bürgerschaft zugeneigten Politiker der alten Schule und eine beispielhafte Referenzfigur im kommunalpolitischen Geschehen der Quellenstadt.
Mit einer letzten Ehrung kann jetzt das Parlament Erich Glück ein „Denkmal“ setzen, und zwar dahin, wohin es hin gehört, in die Mitte dieser Stadt, indem man den dort entstehenden zentralen Platz nach Erich Glück benennt.
„Seine menschliche Haltung erwarb ihm die Wertschätzung aller, die ihn kannten“, formulierten Bad Vilbels Stadtverordnetenvorsteher Dr. Josef Maetz und Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr in ihrem gemeinsamen Nachruf auf Erich Glück.
Eine Trauerfeier – so war zu hören – finde nicht vor dem 28. November statt.