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Neue Rampe ist fertig – Barrierefrei zu den Gleisen

Jetzt ist der Nordbahnhof endlich barrierefrei zu erreichen. Gestern wurde die Fußgängerunterführung mit der Eröffnung einer 94 Meter langen Rampe fertiggestellt. Bad Vilbel.

Viele Pendler, die gestern Nachmittag am Nordbahnhof ankamen, haben es gar nicht bemerkt, steuerten strammen Schrittes vom Tunnel die Treppe gen Dieselstraße an. Doch für einige Reisende wurde es deutlich angenehmer. Gemütlich rollte eine Mutter ihren Kinderwagen über die breiten Kehren der neuen behindertengerechten Rampe hinab. Der Weg führt auch am alten Bahnhofsgebäude vorbei, das seit der Teilfreigabe des neuen Tunnels im April versperrt ist. Von der Rampe aus kann man auf das Fenster schauen, unter dem früher der Zugang zu dem alten Fußgängertunnel lag.

„Schmal, düster und niedrig“ sei der gewesen, erinnert Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) in seiner Rede zur Eröffnung. Nur mühsam zu erreichen für Menschen mit Gepäck oder Kinderwagen. Aber auch für jene, die künftig vom Bahnhof aus zum Quellenpark gelangen wollen. Dort, auf dem Gelände des ehemaligen Umspannwerkes, ist auch ein großer P&R-Parkplatz geplant.

Stadt baut für die DB

Um diesen Weg freizumachen, ging die Stadt in Vorlage. Entgegen der ursprünglichen Kreuzungsvereinbarung mit der Bahn ist die Stadt auch als Bauherr in das Projekt eingestiegen. Nach der Bahn-Planung wäre die Unterführung erst gebaut worden, wenn mit dem Bau des dritten und vierten S-Bahn-Gleises hätte begonnen werden können. Doch der ist noch nicht rechtssicher. Erst gestern wieder klagte eine Anwohnerin vor dem Verwaltungsgerichtshof in Kassel, weil sie ihr Grundstück nicht für einen Bahnübergang hergeben wollte.

Für die Initiative gab es nun Lob von Klaus Vornhusen, dem Generalbevollmächtigten der Bahn: „Es ist schön, wenn sich eine Stadt was vornimmt – und aus dieser Planung Realität wird.“ Auch Henri Nossau vom Generalunternehmen Sächsische Bau GmbH aus Dresden freute sich über die „äußerst fruchtbare Zusammenarbeit.“ Die Unterführung überwindet einen Höhenunterschied von vier Metern. Die Herausforderung für die Bauarbeiter, so Nossau, war die Arbeit bei laufendem Bahnbetrieb auf sechs Gleisen. Dabei hätten zwischen der Oberkante Schienen und Bauwerk gerade mal 60 Zentimeter gelegen.

Überwachungkameras

40 Beschäftigte haben an dem Bauwerk seit Februar 2011 gearbeitet, berichtet Bauleiter Reinhold Krey. Schwierigkeiten bereitete dabei nur das Wasser. So habe eine hundert Jahre alte Wasserleitung an der Westseite gegenüber des Bahnhofs gesichert werden müssen. Auch wurde dort eine Hebeanlage gebaut, über die das gesamte abschüssige Gelände entwässert wird. Mit installiert wurden auch bereits die Anschlüsse für die geplanten Überwachungskameras. Zwei sind an Ost- und Westseite auf separaten Masten angebracht – inklusive einer Funkverbindung zur Übertragung auf das Bad Vilbeler Polizeirevier, so Nossau.

Von den 7,5 Millionen Euro Baukosten habe das Land etwa 4,5 Millionen Euro durch Zuschüsse übernommen, erläutert Stöhr. Von der Bahn kam eine weitere Million Euro. Die Unterführung stelle „für die Stadtentwicklung einen weiteren wichtigen Schritt dar“, erklärte er. Nach dem Rückbau der Friedberger Straße infolge der Nordumgehung und dem Fußgängertunnel werde nun der Bahnhofsplatz ganz neu entwickelt und ausgestaltet.