Eine interkommunale Zusammenarbeit zwischen den Städten Karben und Bad Vilbel im Bereich des Bauhofes (der BVA berichtete) wünscht sich der Karbener Stadtrat Michael Ottens von den Freien Wählern. Sollten die beiden Stadtparlamente in ihren Sitzungen im Dezember grünes Licht für eine enge Zusammenarbeit geben, dann könnte im neuen Jahr die Prüfungsphase mit struktureller Bestandsaufnahme in beiden Kommunen anlaufen. Doch die politische Führung scheint dem eher skeptisch gegenüberzustehen.
Bad Vilbel/Karben. „Ich bin seit 2011 Dezernent und habe sofort im Sommer 2011 das Gespräch mit dem Vilbeler Bauamtsleiter Erik Schächer zwecks einer engen Zusammenarbeit im Berich des Bauhofs gesucht.“ Einig sei man sich darin gewesen, dass es sich bei den Gesprächen um eine Trockenübung handelt, solange kein politischer Wille auf beiden Seiten vorhanden ist. In Karben sei das Vorhaben seitens der politischen Führung sofort positiv aufgenommen worden. In der Quellenstadt laufen die Gespräche mit Erstem Stadtrat Jörg Frank, der dem Vorhaben skeptisch gegenüberstehe, seit diesem Januar.
Ottens verweist auf das positive Beispiel der Städte Dreieich und Neu-Isenburg, deren Fusion als Leuchtturmprojekt im Bundesland gelte und vom Land Hessen mit 300000 Euro gefördert werde. Dreieich habe seinen Betriebshof aufgegeben und sei komplett in den Neu-Isenburger Bauhof integriert worden. Für beide Städte habe sich die Fusion mit einer Kostenersparnis von 13 Prozent ausgezahlt.
„Ob sich eine kommunale Zusammenarbeit lohnt, zeigt sich für die jeweilige Kommune, wenn sie zwischen zehn bis 15 Prozent der Kosten im Jahr einspart.“ Für den Karbener Bauhof ist die Stadt alleiniger Auftraggeber. Der Etat beträgt 1,5 Millionen Euro im Jahr. Davon sind eine Million Euro Personal- und 0,5 Millionen Euro Kosten für Betriebsstoffe. Das strukturelle Defizit des Karbener Bauhofes liege in diesem Jahr bei 400000 Euro. 2013 soll es auf 250000 Euro geschrumpft werden. „Haben wir dieses Ziel erreicht, dann können wir nur noch die Strukturen optimieren.“ An Personalkosten könne nicht gespart werden. „Heute arbeiten 20 Mitarbeiter auf dem Bauhof. Zurzeit von Dr. Rippen waren es 28.“ Betriebsbedingte Kündigungen bei einer Zusammenarbeit zwischen Bad Vilbel und Karben schließt Ottens aus. „Wir gewährleisten den Bauhofmitarbeitern Arbeitsplatzgarantie.“ Die Karbener Mitarbeiter wolle er bei einer Fusion von Teilbereichen oder einer Zusammenlegung vorab in einer Betriebsversammlung informieren.
Die Umsetzung der Zusammenarbeit könne frühestens in drei bis vier Jahren erfolgen. Vorher gebe es noch viel zu tun. Erster Schritt sei eine Bestandsaufnahme durch ein externes Unternehmen, dass untersuche, wo sich in welchen Bereichen eine Zusammenarbeit lohne. Für die Prüfung sei ein Dreivierteljahr veranschlagt, danach erfolge die Bewertung und Umsetzung.
„Bad Vilbel hat im Gegensatz zu Karben noch kein Zahlen- und Mengengerüst der Aufgaben und Dienstleistungen, der Mann- und Gerätestunden. Diese müssen in der Quellenstadt erst festgestellt und aufgeschlüsselt werden.“ Im Bad Vilbeler Bauhof sind derzeit 82 Mitarbeiter, in Karben mit Leiterin 21 Mitarbeiter beschäftigt. Davon sind in Vilbel 41 im Fachdienst (FD) Betriebshof, 33 im FD Park- und Gartenanlagen und acht Mitarbeiter im FD Friedhof beschäftigt.“ Vorteile einer Zusammenarbeit oder Fusion sei für beide Städte gegeben. Der Bauhof in Karben verfüge über keine Erweiterungsfläche wie der in Bad Vilbel. Die an das Stadtwerkegelände in Dortelweil angrenzenden Grundstücke befinden sich im städtischen Besitz. Optimierungen könnten sich in beiden Kommunen im Bereich des Fuhrparkes und bei Dienstleistungen ergeben. So verfüge Bad Vilbel über einen Wagen zur Säuberung der Straßeneinläufe (Gullys), der nicht ausgelastet sei. Karben vergebe diese Dienstleistung an ein externes Unternehmen. In Bad Vilbel gehöre die Müllabfuhr zu den Stadtwerken, in Karben werde sie fremd vergeben. „Auch hier soll eine Zusammenarbeit überprüft werden, um die Vilbeler Fahrzeuge auszulasten.“ Bad Vilbel sprühe bei Glatteis eine Salzlösung auf, Karben streue noch Salz. Wie beim Winterdienst sei auch im Bereich des Grünschnitts oder auf den Friedhöfen eine Zusammenarbeit beider Städte von Vorteil. Die Beispiele ließen sich beliebig erweitern.
Die neue Leiterin des Karbener Bauhofes, Kristina Quenzel, sieht einer Fusion gelassen entgegen. Sie findet Optimierungen generell gut. Michael Ottens sicherte seitens der Stadt Karben „eine ergebnisoffene Untersuchung einer Fusion in Teilbereichen oder ganz“ zu.