Zwei Lebewesen spielen im Leben der zehnjährigen Leonie eine bedeutende Rolle: Schnuffel, ihr Hase, und Johann Sebastian Bach.
Karben. Leonie nimmt Schwung auf dem Skateboard, düst mit ihrer Freundin Karla die Straße im heimischen Rendel entlang. So lässt sich die Freizeit genießen. Leonie Wiegel ist zehn Jahre alt, spielt gerne Tennis, liebt ihren Hasen Schnuffel. Eigentlich ein ganz gewöhnliches Kind. Wären da nicht die vielen Ehrenpreise und Erfolge, die Leonie schon jetzt bei Konzerten einheimst. Zahlreiche Auszeichnungen zieren Leonies Kinderzimmer, zwischen ihrem Spielzeug und den Kuscheltieren steht ein eigener Flügel. „Den habe ich zum zehnten Geburtstag bekommen“, erzählt Leonie stolz.
Wenn ihre Finger zu Chopins „Notturno Cis Moll“ über die Tasten gleiten, spielt sie wie eine ganz große Konzertpianistin. Das sieht eine internationale Jury in München genauso: Beim 12. Münchener Klavierpodium der Jugend setzte sich Leonie jüngst gegen 22 Konzertschüler durch.
Lehrerin ist begeistert
86 Teilnehmer aus 26 Ländern traten bei dem Wettbewerb an. „Als ihr Name aufgerufen wurde, konnten wir es kaum glauben“, sagt Leonies Mutter Nelli. Niemand habe mit diesem Erfolg gerechnet, auch Leonie nicht. „Mir macht die Musik einfach nur Spaß.“
Leonie ist sechs Jahre alt, als sie mit dem Klavierspielen startet. Schon früh weiß sie, dass sie ein Instrument erlernen möchte, denn auch ihr Bruder Julian spielt bereits fleißig Gitarre. Leonie wechselt 2009 zur Musikschule Minz nach Friedberg, erhält hier fortan von Musikschulleiterin Irina Mints Unterricht. Diese erkennt gleich das große Talent ihrer Schülerin. „Leonie ist kein normales Kind, sie ist sehr ehrgeizig und zielstrebig“, sagt Irina Mints. „Egal was man ihr zum Lernen aufträgt, sie spielt es perfekt.“
„Am liebsten Stücke von Chopin und Bach“, erzählt die erfolgreiche Schülerin, die gerade die Pestalozzi-Grundschule in Groß-Karben abgeschlossen hat. „Bach ist für das junge Alter eine große Herausforderung“, meint Mints. Leonie hingegen betrachtet das ganz locker. „Mir gefallen die Stücke einfach.“ Das zeigte Leonie bereits bei Wettbewerben in Zwickau, St. Georgen, Mannheim oder Sondershausen. Überall liegt sie nach der Wertung vorn, holt sich auch den Regionalsieg bei „Jugend musiziert“.
Lampenfieber habe sie keines, Leonie nimmt ihre Erfolge eher gelassen, erinnert sich dabei an lustige Geschichten. In Köthen (Sachsen-Anhalt) erhält sie 2011 den 3. Preis des nationalen Bach-Klavierwettbewerbs aus den Händen von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Beeindruckt habe sie aber etwas anderes. „Der ist mit drei Autos vorgefahren“, so Leonie erstaunt. Viele Einladungen seien nun nach dem aktuellen Sieg gefolgt, aus Moskau, Italien oder Wien. Ob sie diese annimmt, weiß Leonie noch nicht. „Das wird spontan entschieden“, ergänzt ihre Mutter, denn Stress solle keiner entstehen. „Sie soll machen, was andere Kinder auch tun“, so die Mutter.
Moskau und Wien
Das macht Leonie gerne: „Ich habe mit meinem Bruder für unsere Eltern ein Drei-Gänge-Menü gekocht“, erzählt sie. Außerdem ist da ja noch Schnuffel, mit dem verbringt Leonie am liebsten ihre Freizeit. Seit diesem Schuljahr besucht Leonie die Augustinerschule in Friedberg. Sie wird auch wieder an einem Klavierkonzert teilnehmen, schließlich möchte Leonie später einmal Pianistin werden.