Im Hallenfreizeitbad in Karben beginnt die heiße Sanierungsphase.
Karben. „Mami, legen wir uns nach draußen?“ Fünf, sechs Jahre alt ist die forsche Kleine, trägt ihre kleine Schwimmbadtasche brav selbst. Neben ihrer Mutter läuft sie auf dem Gehweg zum Schwimmbadeingang. In diesem Moment ahnt die Mutter, dass etwas nicht stimmt: Die Tür zum Bad steht weit offen, Männer in Arbeitsmontur gehen ein und aus.
Einer ist Nils Kriener, Teamleiter des Karbener Hallenfreizeitbades. Als er sich umdreht, stehen Mutter und Kind vor ihm. „Das tut mir leid“, sagt Kriemer. „Wir haben schon geschlossen.“ Erstaunen blitzt im Gesicht der Mutter auf, die Kleine schaut traurig. „Und für wie lange?“ möchte die Frau wissen. „Wohl so sechs bis acht Monate.“ Oh! Das überrascht. „Naja“, sagt die Mutter, „dann fahren wir nach Bad Vilbel.“ Oder Nidderau, erwähnt Kriener. Dort ist das Bad gerade frisch saniert.
Das steht auch für Karbens Freizeitbad an. Nach jahrelangen Diskussionen und Planungen haben die Vorarbeiten für die 3,3-Millionen-Euro-Sanierung begonnen.
Von Nidderau lernen
Das Vorhaben ist umfangreich: Technik, Lüftung und Heizung im Haus werden generalüberholt, teils ersetzt. Die Holzkonstruktion des Dachs wird verstärkt, die Fliesen im Schwimmbecken, Schwallwasserrinnen, Zu- und Ableitungen erneuert. Neue Fenster kommen hinein, das alte Bistro heraus, die Schwimmhalle wird dort etwas vergrößert. Ganz neu gebaut werden der Eingangsbereich und die Sauna. Dazu erhält das Bad einen Gebäuderiegel seitlich vorgesetzt, die Sauna wächst von 162 auf 531 Quadratmeter.
Als letzte Besucher haben die Teilnehmer des Kinderplaneten im „alten“ Bad geplanscht. Seitdem sind Nils Kriener, Helmut Schneider und Sören-Sven Marc (vom Hallenbad sowie Mitarbeiter des Bauhofs am Ausräumen: „Wir entscheiden bei jedem Teil, ob wir es noch gebrauchen können oder nicht“, erläutert Carolin Beck, bei den Stadtwerken für das Freizeitbad zuständig.
Wie genau die Stadt mit den Sanierungskosten hinkommt, „kann ich noch nicht sagen“, räumt Michael Ottens ein. „Aber wir hoffen auf keine Überraschungen.“ Das soll anders laufen als bei den Nachbarn in Nidderau: Bei deren Bad-Sanierung hatten sich viele Mängel erst während der Bauphase offenbart, aus 4,7 Millionen wurden mehr als sechs Millionen Euro Kosten. Deshalb hatten die Karbener ihr Bad im vergangenen Winter vier Wochen lang geschlossen und auf Herz und Nieren gecheckt. Zudem ließen sie sich in Nidderau über praktische Probleme bei der Sanierung unterrichten. „Daraus wollen wir lernen“, sagt Ottens.
Wegen der stark unterschiedlichen Gewerke habe die Stadt keinen Generalunternehmer beauftragt, sondern vergebe die Arbeiten einzeln. Von 30 Ausschreibungen lägen erst vier Angebote vor, berichtet Michael Ottens. Das liege daran, dass die Arbeiten nacheinander erledigt werden. Los geht es in dieser Woche mit dem Abriss des Treppenhauses. (den)