Geld, sagt man seit Spontizeiten, sei nicht alles, aber ohne Geld wäre alles nichts. Da ist etwas dran. Auch die Demokratie kostet.
Großes Gedöns machen einige Kandidaten für den Seniorenbeirat um das Prozedere – dabei geht es nur um des Esels Schatten. Ein parteineutrales, auf Senioren-Themen fokussiertes Gremium soll dieser Beirat werden, doch Parteigänger reißen sich schon vor der Wahl unsinnig um die Hoheit über die Stammtische. Und sie treten dabei der Stadt unfair ans Schienbein.
Die Stadt – das sei hier mal dezidiert gesagt – tut mehr als sie müsste, um solch ein „privates Gremium“ zu fördern: Informationsveranstaltung, Erklärungen, Aufrufe (auch in dieser Zeitung), Organisation der Präsentation aller Kandidaten auf der städtischen Homepage (in Wort und Bild!), nicht zuletzt die Verschickung der Wahlunterlagen per Post – das kostete rund 12000 Euro (!). Doch genug ist nicht genug! In Bad Vilbel jedenfalls.
Und so überschattet das Gezeter um die vom Zaun gebrochene Porto-Debatte für die Wähler die wundersame und der Zukunft zugewandte Geschichte der Entstehung einer wichtigen beratenden Seniorenlobby für die Kommunalpolitik. In dieser wirren und unbesonnenen Debatte – aus der einige verfrüht Honig saugen wollen – geht es sage und schreibe um 1,45 Euro Briefporto! Kein Mensch sagt und meint, dass für manch einen 1,45 Euro kein Geld wäre. Aber Demokratie und eine eigene Lobby muss einem soviel wert sein oder sie ist einem überhaupt nichts wert.
Das besondere Gschmäckle an dieser, von einigen der Kandidaten hochgezüchteten „typisch Vilbeler Debatte“ ist es, dass die wild bemalten Parteilobbyisten auf ihrem Kriegspfad bewusst vergessen, ihre Wähler darüber aufzuklären, dass jeder Wahlberechtigte ab sofort buchstäblich vier Wochen (!) lang Zeit hat, den Wahlumschlag durch Verwandte, Bekannte, Pfleger oder Nachbarn sowie Freunde zum Rathaus zu befördern und das Porto, das er sich vielleicht wirklich nicht leisten kann, so zu sparen. Optimal wäre es – wenn das physisch noch geht – den Wahlzettel selber per Vilbus oder per pedes zum Rathaus zu bringen – dann hat man einen Eigenbeitrag zur Demokratie geleistet, außerdem schadet Bewegung auch im Alter nicht.
Also Vernunft auf Hochmast hissen und die substanzlose Porto-Debatte der Miesmacher zurückgerufen! Bleibt dann nur noch die Frage unbeantwortet: Was tun eigentlich die Kandidaten selber, um die Wähler zu kontaktieren und sich zu empfehlen – nicht durch Zoff, sondern durch persönliche Anliegen und programmatische Ziele?
Horst Samson