Glauburg. Zu den Umständen der Geburt des Wetteraukreises berichtet Landrat Joachim Arnold (SPD), dass der Zusammenschluss der Landkreise nicht mit Euphorie vollzogen worden sei. Manch einer habe befürchtet, seine Identität verlieren zu können. „Andere sorgten sich, dass kommunale Entscheidungen im entfernten Friedberg getroffen werden“, sagt Arnold. Reformiert worden seien jedoch nicht die Gebiete, sondern die Verwaltungen. Erst die Reform habe die Aufgabenbewältigung ermöglicht. Neue kommunale Probleme seien mit den von Bund und Land übertragenen Aufgaben entstanden.
Die Wetterau skizziert Landrat Arnold für viele Menschen als deren Wohn-, Lebens- und Arbeitsort, uralte Kulturlandschaft und Heimat. Die Kelten hätten am Glauberg eine ihrer bedeutendsten Kulturstätten ausgewählt. Für die Römer sei die Wetterau zentrales Drehkreuz in der Mitte Europas gewesen.
Als einen „echten Wetterauer“ stellt Arnold den am 1. August 1972 in Friedberg geborenen Christian Luther vor. Er wurde als erstes Kind im damals gerade neun Stunden und zwei Minuten alten Wetteraukreis geboren.
Fürst & Tintenfass
Von 130 000 Besuchern und bisher 1500 Führungen seit Eröffnung der Keltenwelt am Glauberg vor 14 Monaten berichtet Museumsleiterin Vera Rupp.
Heinz Schilling, emeritierter Professor für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie der Goethe-Universität Frankfurt, hielt den Festvortrag. Menschen identifizierten sich mit Städten, nicht mit Verwaltungsstrukturen, sagt er. Die Wetterau werde als Region gesehen. Blühende Streuobstwiesen, Keltenfürst und das „Tintenfass“ Burg Münzenberg kennzeichneten die liebenswerte Provinz. Einen Wetterauer Menschenschlag gebe es nicht mehr. Auch das „R“ werde nicht mehr überall gerollt, stellt Schilling fest. In punkto Regionalentwicklung werde eine neue Kultur der Nähe aufgebaut.
Für Hannelore Rabl, seit 2006 die Fraktionsvorsitzende der Grünen in Bad Vilbel und Kreistagsabgeordnete des Wetteraukreises, ist die Wetterau ein emotionaler Begriff, den sie mit Sicherheit in hügeliger Landschaft, Wohlfühlen und Lebensmittelpunkt verbindet. „Ich brauche diese Landschaft, um mich zu finden und zu atmen“, erklärte Rabl. Im politischen Alltag aber bestünden zwischen Ost und West noch immer Differenzen. Zu den wacker zirkulierenden Klischees gehöre, dass sich der Ostkreis entvölkere und der Westkreis wachse und dort das Geld gemacht würde.
Quellen & Landschaft
Der Bad Vilbeler Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) verbindet mit der Wetterau Bad Vilbeler Quellen und die Landschaft. Wichtig sei es, dass sich alle Kommunen des Wetteraukreises wie seit Jahren in einer gewissen Entwicklung befänden. Kreishandwerksmeister Klaus Repp, Botschafter für das Handwerk, wünschte sich ein Plus an Hotelbetten für die Wetterau.
Führungen durch die Ausstellung und ein Sternenhimmel-Cocktail auf der Dachterrasse runden die Geburtstagsfeier ab. Am 29. August um 14 Uhr, wird es noch eine feierliche Kreistagssitzung in Friedberg geben.