Das Interesse war groß: Etwa 300 Bürger, Amts- und Mandatsträger verfolgten am Donnerstagabend im Bürgertreff Kilianstädten die Vereidigung Conny Rücks (SPD) zur Bürgermeisterin. Die Liste der Gratulanten war lang – und allen eines gemein: Lob für die Fairness in Schönecks Politik.
Schöneck. Um 20.22 Uhr hat Schöneck schon fast eine neue Bürgermeisterin. „Schönen Dank“, sagt Conny Rück, als ihr die Erste Beigeordnete Barbara Neuer-Markmann die Ernennungsurkunde überreicht. Es folgt der Amtseid – der feierliche Schwur, das Grundgesetz, die Verfassung des Landes Hessen und alle Gesetze zu wahren und die Pflichten „gewissenhaft und unparteiisch“ zu erfüllen. Thorsten Weitzel (CDU), der die Sitzung als stellvertretender Vorsitzender der Gemeindevertretung leitet, nimmt ihn Conny Rück ab. Das Publikum applaudiert, stehend und lange.
Thorsten Weitzel hat bereits zu Beginn der Gemeindevertretung den „fairen Wahlkampf“ gelobt und an alle Fraktionen appelliert, mit der neuen Rathauschefin „offen, ehrlich und vorbehaltlos“ zusammenzuarbeiten. Er weist darauf hin, dass Sozialdemokratin Rück die erste Frau an der Rathausspitze sei, die dritte Bürgermeisterin im Main-Kinzig-Kreis.
SPD will diskutieren
SPD-Fraktionschef Walter Rauch verspricht Conny Rück, seine Fraktion werde sie „unterstützen, wo wir können“, betont aber auch, dass dies bedeute, „dass wir das ein oder andere mit dir ausdiskutieren werden.“ Hinter den 58 Prozent, die Rück bei der Stichwahl am 17. Juni erreicht habe, verberge sich eine Erwartungshaltung der Bürger. „Da besteht natürlich die Gefahr, dass man jemanden enttäuscht, aber damit muss man in diesem Amt leben“, so Rauch.
CDU-Fraktionschef Markus Jung wertet es als „Zeugnis einer starken und gesunden Demokratie in Schöneck“, dass es gleich vier Bürgermeister-Kandidaten gab. Das Geschenk seiner Fraktion ist ein Bauarbeiterhelm mit der Aufschrift „Rathauschefin“: „Als Erinnerung daran, dass es noch gewaltige Baustellen in Schöneck gibt.“
Peter Zittier, Vorsitzender der Grünen-Fraktion kann sich den Seitenhieb auf den Wahlkampf-Brief von Alt-Bürgermeister Ludger Stüve (SPD) nicht verkneifen, in dem dieser vor allem die grüne Kandidatin Barbara Neuer-Markmann angegriffen hatte. Da sei der ein oder andere Wahlkampfhelfer „über das Ziel hinausgeschossen“, so Zittier.
Matthias Geisler von den Freien Wählern (FWG) glaubt, die „herzliche und menschliche Art“ Rücks werde sich vor allem in Konflikten als „verbindendes Talent“ bewähren. FDP-Fraktionschefin Anke Pfeil hofft, dass mit Conny Rück „eine neue Ära in und für Schöneck“ beginnt. Glückwünsche gibt es auch von Vize-Landrat André Kavai (SPD), dem Landtagsabgeordneten Hugo Klein (CDU), dem Vorsitzenden der Bürgermeister-Kreisversammlung Friedhelm Engel (CDU) und dem Bundestagsabgeordneten Sascha Raabe (SPD).
Raabe sorgt für Erheiterung: Er erwähnt Alt-Bürgermeister Stüve, der „in den wohlverdienten Ruhestand“ gegangen sei. Stüve allerdings ist seit März Direktor des Regionalverbandes Frankfurt Rhein-Main.
Conny Rück dankt in ihrer Antrittsrede allen für den „überwältigenden Abend“, ihrer Familie, Freunden und Helfern für die Unterstützung und den Mitbewerbern Daniel Kropp (CDU), Bärbel Neuer-Markmann (Grüne) und Christian Paulsen (FWG) für einen „fairen Wahlkampf“. Sie habe „großen Respekt“ vor ihrem Amt und beginne es „voller Zuversicht und Freude“.
Solide Finanzen
Die neue Rathauschefin verspricht, „näher am Menschen“ zu arbeiten und dabei sowohl die Bürger als auch alle Parteien einzubinden. Sie wolle sich für Kinder, Jugendliche und Senioren einsetzen, neue Gewerbe-Ansiedlungen vorantreiben, das Ehrenamt unterstützen, sich um die innerörtliche Entwicklung und hier sich vor allem um den Ausbau der Frankfurter Straße in Kilianstädten kümmern.
Solide Finanzen müssten allerdings die Basis für all das sein, betont die neue Bürgermeisterin Rück: „Ziel ist, in den nächsten Jahren einen ausgeglichenen Etat zu erreichen.“ Und noch einmal an diesem Abend geht es um Ex-Bürgermeister Stüve, wenn Rück ihn auch nicht namentlich nennt. Sie werde gewiss niemanden kopieren und in niemandes Fußstapfen treten, sagt die Kilianstädterin. „Ich befürchte, meine Füße sind zu klein für Herrenschuhe, aber mein Tritt ist fest genug, um eigene Spuren zu hinterlassen.“ (zlp)