Jan Nigges aus Klein-Karben und Alexander von Heißen aus Gronau sind Preisträger beim 49. Bundeswettbewerb Jugend musiziert. Für beide ist klar: Die Musik wird auch in Zukunft ihr Leben bestimmen.
Karben/Bad Vilbel. „Klar sind wir stolz auf die Auszeichnung“, sagen Jan und Alexander (beide 17). Sie haben erste Preise beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert gewonnen. Stolz zeigen sie ihre Instrumente, so musiziert Alexander zu Hause auf einem Nachbau eines italienischen Cembalos aus dem 17. Jahrhundert, das er sich vom Ersparten selbst gekauft hat.
Jan musiziert auf der Kopie einer historischen Flöte, die er sich ebenfalls selbst gekauft hat. Kennengelernt haben sich die beiden am Georg-Büchner-Gymnasium. Ihre Leidenschaft, vor allem für alte Musik, verbindet sie.
Die beiden engagierten Musiker wurden nicht zum ersten Mal für ihr musikalisches Können ausgezeichnet. So haben sie bereits vor drei Jahren Preise beim Wettbewerb Jugend musiziert gewonnen.
Wahre Leidenschaft
Beim diesjährigen Bundeswettbewerb Jugend musiziert wurde Jan in der Kategorie Solist mit Blockflöte und Alexander als Klavierbegleiter ausgezeichnet. Und obwohl Alexander als Begleiter auftrat, verstehen sie sich als gleichwertige Musiker, zumal sie bereits Erfahrungen als gemeinsames Ensemble bei Auftritten sammeln konnten. „Wenn ich einen Cembalisten brauche, frage ich zuerst Alexander“, sagt Jan. „Wir arbeiten gleichberechtigt und kritisieren uns auch gegenseitig“, sagen sie. Alexander hat mit neun Jahren Klavierunterricht genommen, seit drei Jahren spielt er Cembalo und erhält Unterricht am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt.
Jan hat mit elf Jahren den ersten Musikunterricht bekommen, er spielt Flöte und Oboe. Seit zwei Jahren besucht er als so genannter Jungstudent die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt. Der historischen Musik aus dem 17. und 18. Jahrhundert gehört ihre Leidenschaft. So sei die Blockflöte – ihm gefällt die frühere Bezeichnung „Flaute“ besser – eines der Hauptinstrumente des 18. Jahrhunderts gewesen, sagt Jan.
An der alten Musik gefalle ihnen das reiche Repertoire, sagen Alexander und Jan. Die an der Hochschule gebräuchliche Bezeichnung „Historische Aufführungspraxis des 18. Jahrhunderts“ klinge „verstaubt“, sagt Jan, „aber das ist die alte Musik nicht, sie ist sehr lebendig“. „Die Komponisten Georg Friedrich Händel und Georg Philipp Telemann waren zu ihrer Zeit ebensolche Superstars wie es heutzutage Musiker sind, nur eben ohne Internet und Facebook“, sagt Jan.
Um die alte Musik möglichst authentisch zu spielen, setzten sie sich auch wissenschaftlich damit auseinander, etwa durch Besuche von Vorlesungen. „Wenn man die Lebensumstände der Menschen zur damaligen Zeit kennt, versteht man die Hintergründe der Geschichten besser, die etwa in einer Oper erzählt werden.“
Ihre Familien unterstützen sie und begleiten sie zu Auftritten. Sie sei stolz auf die Auszeichnung beim Bundeswettbewerb, sagt Alexanders Mutter Marianne von Heißen. Für Hobbys – Jan fotografiert, Alexander treibt gern Sport – bleibt kaum Zeit. „Wir haben eine hohen Anspruch an uns selbst“, so Jan und Alexander. Wenn sie gelegentlich auf Skepsis bei Gleichaltrigen angesichts ihrer Begeisterung für alte Musik stießen, so „verschwindet diese spätestens, wenn wir vorspielen. Als Musiker kommuniziert man mit dem Publikum, und wir haben den Anspruch, die eigene Begeisterung den Zuhörern zu vermitteln“, sagen sie.
Beide möchten Berufsmusiker werden. Er werde im Wintersemester ein Vollstudium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst beginnen, sagt Jan. Alexander muss erst noch sein Abitur machen, und dann möchte auch er Musik studieren.