Mehr als fünf Jahre sind ins Land gegangen, nun endlich ist es soweit: Die Brache auf dem ehemaligen Raiffeisen-Gelände am Bahnhof Groß-Karben kann bebaut werden. Das Parlament gab grünes Licht, der Investor ist glücklich – und lässt kein gutes Haar an der früheren Stadtregierung.
Karben. In einem Jahr wohl werden Kinder in Gärten spielen, Menschen auf der Terrasse entspannen – und das nur 30, 40 Meter neben den Gleisen der Main-Weser-Bahn. Dazwischen wird, natürlich, ein Lärmschutz stehen. Abgeschreckt hat die Lage ihrer neuen Immobilie die Käufer von 24 Reihenhäusern im Osten Kloppenheims nicht.
Kritk an Ex-Regierung
„Alles verkauft“, berichtet Projektentwickler Dirk van Hoek aus Bad Soden. „Die Nachfrage war wirklich gut.“ Die Preise, die Lage direkt an der S-Bahn-Station und nicht weit zur B 3, Kindergarten, Schule, Sportplatz, Einkaufsmöglichkeiten drumherum – das alles hat wohl schwerer gewogen als die Bahnstrecke in der direkten Nachbarschaft. Zumal: Deren Lärm werde wirkungsvoll abgeschirmt.
„Das ist doch selbstverständlich“, sagt van Hoek. „Man baut doch nicht etwas, wo sich die Menschen dann nicht wohlfühlen.“ Darauf mochten drei grüne Stadtverordnete nicht vertrauen: Sie votierten in der Parlamentssitzung gegen den Bebauungsplan „Am Hang“. Alle übrigen Parlamentarier stimmten zu.
„Endlich“, ist Dirk van Hoek erleichtert. Das 5426 Quadratmeter große Areal zu entwickeln, war ein hartes Stück Arbeit. 2006 hatte Raiffeisen dort seine Warenzentrale geschlossen. Im Folgejahr legte der Projektentwickler seine Ideen vor. Doch er stieg wieder aus, ein anderer Investor sollte ran. Als der ebenfalls quittierte, fragte Raiffeisen wieder bei van Hoek nach. Nach langem Verhandeln wurden sich beide einig.
Noch schwieriger aber sei die Zusammenarbeit mit der Stadt Karben gewesen, und zwar der früheren Stadtregierung. „Das war eine totale Sackgasse“, berichtet Dirk van Hoek. „Erst mit dem neuen Bürgermeister ist es gelaufen“, lobt er Guido Rahn (CDU). Egal was er mit dem früheren Stadtrat Gerd Rippen (Grüne) und dem damaligen Bürgermeister Roland Schulz (SPD) besprochen habe, „alles war für die Katz’“, weil die beiden keine Mehrheit im Parlament hatten – und offenkundig dort nicht immer das ankam, was besprochen war. „Das Projekt hatte so nie eine Chance“, erinnert er sich.
Dabei bemühten sich auch die Stadtverordneten: Sie besuchten ein Musterhaus in Raunheim, machten Vorschläge und fragten immer wieder zum Lärmschutz nach. Mit der Zeit reduzierten die Investoren die Zahl der Reihenhäuser von 28 auf 25, dann 24. In dieser Größe hat das Parlament das Projekt nun abgesegnet. Sobald die Stadt in den nächsten Tagen den Bebauungsplan veröffentlicht habe, wolle er den Bauantrag in Friedberg stellen, kündigt der Investor aus Bad Soden an. Baubeginn solle Ende Mai oder Anfang Juni sein.
Danach dürfte es ganz fix gehen, bis die ersten jungen Familien in dem schmucken, kleinen Wohngebiet einziehen. Und Karben eine weitere Schmutzecke los ist. Dirk von Hoek atmet auf. „Wir haben ja auch lange genug gekämpft.“ (den)