In Groß-Karben steht die Existenz der Kultur- und Sportgemeinschaft KSG 1920 auf der Kippe – und das nicht zum ersten Mal. Nun aber sieht es wirklich ernst aus. Der scheidende Vorsitzende befürchtet gar eine Spaltung.
Karben. Das Schlimmste, dachten alle bei der KSG 1920 Groß-Karben, hätten sie hinter sich. Anderthalb Jahre ist es her, dass die Stadt Karben die KSG-Turnhalle in der Christinenstraße übernahm und den Verein damit von seiner erdrückenden Schuldenlast von einer halben Million Euro befreite.
Doch nun wird klar: Das Schlimmste hat der Verein wohl noch vor sich. Er könnte ab der Jahreshauptversammlung diese Woche ohne Führung dastehen. Was seine Existenz in Frage stellt.
25 Jahre lang hat Dieter Wagner die KSG 1920 geführt. „Das ist genug“, sagt er. Im Alter von 72 Jahren könne er aus Altersgründen nicht mehr. Überraschend kommt das für die 400 Mitglieder im Verein nicht: Schon zweimal hatte er weitergemacht, obwohl er nicht wollte.
Schließlich zog Wagner schon vor zehn Jahren von Groß-Karben nach Friedberg weg. „Diesmal geht es wirklich nicht mehr.“ Obwohl Wagner mit vielen Mitgliedern Gespräche geführt hat, steht er nun doch mit leeren Händen da: Einen Nachfolger gibt es bisher nicht. Selbst für eine Doppelspitze mit je einem Aktiven aus den beiden Abteilungen Fußball und Weiberfastnacht stehe bislang niemand bereit, berichtet der Vorsitzende.
Verständnis fehlt
Und dann? Dieter Wagner kann nur mit den Schultern zucken. „Ich weiß es nicht.“ Eine Fusion mit der TG Groß-Karben sieht er wegen der hohen Kosten der Fußballabteilung als nicht machbar an. Doch seien die beiden Teile der KSG einfach zu unterschiedlich, um unter einem Dach weiterzumachen. „Da fehlt das Verständnis untereinander“, weiß Wagner. „Die gehen wohl getrennte Wege.“
Womit der Vorsitzende nicht etwa schlechte Stimmung im Verein meine, hakt Ingrid Wieja (54) ein, die die Abteilung Weiberfastnacht führt. „Beide Teile arbeiten einfach faktisch eigenständig.“ Weshalb sie auch zunächst keine negativen Auswirkungen auf die Arbeit von Fußballern oder Weibern sieht, wenn der Mutterverein kränkele.
Was allerdings passiert, wenn die 1920er keine Führung mehr haben, „das wissen wir selber noch nicht“, räumt Ingrid Wieja ein. „Wir hatten eine solche Situation ja noch nicht.“ Die KSG ist ihr Leben: Sie ist aktives Mitglied, seit sie 15 war. Deshalb ist ihr auch nicht bange, was die Zukunft betrifft: Dass die Fußballer unter dem Dach der KSG weitermachen und die Weiberfastnacht einen eigenen Verein gründet, sei eines der Gedankenspiele. Was aber geschieht, hänge von der Hauptversammlung ab. „Das hängt alles etwas in der Luft“, sagt Wieja.
Immerhin scheint das strukturelle Problem das einzige des Vereins zu sein. Die Weiberfastnacht trägt rege zum kulturellen Leben in der Stadt bei. Die Fußballer gelten mit ihrem aktuellen Tabellenplatz vier in der Kreisliga A als Aufstiegsaspiranten. In der vergangenen Saison hatte das Team von Trainer Michael Clarius den Sprung in die Kreis-Oberliga nur knapp verpasst. Auch hat die KSG das Finanzielle wieder im Griff, seit die Stadt im Herbst 2010 half. Für das neuerliche Problem aber sieht Dieter Wagner bisher keine Lösung. „Uns fehlt einfach eine Generation, die bereit ist, Verantwortung zu übernehmen.“ Das bereitet nicht nur ihm, sondern auch Ingrid Wieja Kopfzerbrechen. „Daran“, findet sie, „krankt es doch in allen Vereinen, dass keiner mehr ein Amt übernehmen will.“ (den)
Hauptversammlung am Freitag, 27. April, 19.30 Uhr, KSG-Turnhalle, Christinenstr. 17