„Hoch konzentriert und konstruktiv,“ wie das Moderator Dennis DiRienzo „nicht für möglich gehalten hätte“, haben etwa 200 Bürger in der zweiten offenen Projektwerkstatt im Kurhaus darüber diskutiert, ob sich Bad Vilbel um den Hessentag 2015 bewerben sollte.
Bad Vilbel. Nachdem die erste Projektwerkstatt am 8. Februar ein „Abend der Fragen“ gewesen ist, ging es nun um „Antworten, Informationen und Perspektiven“. Gegeben wurden sie in Form dreier Einführungsvorträge, ehe die Bürger die Themenkomplexe unter der Leitung von Mitarbeitern aus Fachbereichen der Stadt in drei Arbeitsgruppen vertieften.
Erster Stadtrat Jörg Frank (CDU) stellte Ideen zur Verkehrsbewältigung während des Landesfestes vor. Über Finanzen und mögliche Hessentagsprojekte sprach Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU). Wie Bürger und Vereine zum Mitmachen bewegt werden könnten und welche Möglichkeiten zur aktiven Teilnahme am Hessentag sie hätten, das erläuterten zwei Verantwortliche aus der Hessentagsstadt 2011, Oberursel. Udo Keidel-George hat dort als Geschäftsbereichsleiter „Gesellschaft und Wirtschaft“ Budgetverantwortung getragen, in den Händen von Martin Krebs, dem Abteilungsleiter „Kultur, Sport, Internationales“, lag die Organisation der Stadt- und Vereinsveranstaltungen beim Hessentag.
Frank machte deutlich, dass angesichts der zu erwartenden Besuchermassen bei einem Hessentag die Innenstadt nur von Autos mit Zufahrtsberechtigung zu befahren sein werde. Als Kontrollpunkte seien der Lidl-Kreisel, die Kreuzung Friedberger / Büdinger Straße / Nordumgehung sowie die Homburger Straße an den Zufahrten zur B 3 vorgesehen. Einen Parkausweis innerhalb dieses Gebietes könnten nur gemeldete Einwohner, Gewerbetreibende und Freiberufler erhalten, nicht aber Besucher von Einwohnern, Beschäftigte und Lieferanten. Sie dürften nur einfahren, sofern private Parkplätze nachgewiesen seien.
Komplett gesperrt würde das Gebiet für Hessentagsbesucher und Einkaufskunden. Sie sollen ebenso wie Reisebusse schon „weit draußen abgefangen“ und „auf periphere Großparkplätze mit Schwerpunkt im Quellenpark“ geleitet werden. Dies sei eine „regionale Aufgabe“, die die Stadt nur in Abstimmung mit den Straßenverkehrsbehörden der umliegenden Kreise, den regionalen Verkehrsdiensten der Polizei, dem Regierungspräsidium und den Ämtern für Straßen- und Verkehrswesen leisten könne.
Den ÖPNV nutzen
Bad Vilbel biete „sehr gute Voraussetzungen“, um – ähnlich wie Oberursel – das Gros der Besucher über den öffentlichen Verkehr direkt zu den Veranstaltungen im Hessentagsgebiet zu bringen. Taktverdichtungen und längere Züge der S-Bahn sowie zusätzliche Stopps, etwa des Regionalexpress Kassel-Frankfurt in Bad Vilbel, seien gute Argumente für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel im Nah- und Fernverkehr.
Der Nordbahnhof werde mit seiner Unterführung bis 2015 vollständig barrierefrei. Für den Südbahnhof habe die Bahn im Falle des Hessentages bereits Priorität für den Bau einer barrierefreien Unterführung bis 2015 zugesagt.
Diese Maßnahme würde allein von der Bahn finanziert und die Stadt nur so weit Geld kosten, als sie das Umfeld des Südbahnhofs gleich mitgestalte, unterstrich Stöhr. Durch den Hessentag komme sie den Bürgern deutlich früher zugute. Ähnliches treffe auf Investitionen der Stadt zu. Eine Hessentagsstadt genieße einen Bonus bei Fördertöpfen des Landes.
Ein unschätzbarer Vorteil sei es auch, dass Partner wie etwa die Deutsche Bahn ebenfalls Interesse an einer positiven Selbstdarstellung hätten.
Stöhrs Rechnung
Im Workshop machte Stöhr eine Rechnung auf. Wenn die Stadt 20 Millionen Euro in Maßnahmen wie Kurhaus, Nordbahnhof mit Dieselstraße, in die Frankfurter Straße, ins Schwimmbad und das Sportgelände mit Zufahrtskreiseln in der Homburger Straße investiere und aufgrund des Hessentages 50 Prozent Zuschüsse erhalte, spare sie selbst bei dem erwarteten Veranstaltungsdefizit noch 5 Millionen Euro. Den Zweifeln, ob die Stadt die verbleibenden 15 Millionen Euro stemmen könnte, begegnete Stöhr mit einem Hinweis auf die beachtlichen jährlichen Investitionsquoten der Stadt.
Befürchtungen, Stadt und Bürger würden „zu bloßen Helfershelfern des Landes degradiert“, räumte Keidel-George aus. Oberursel habe sein eigenes Stadtprogramm gut ins Landesprogrammintegrieren können. Natürlich sei der Hessentag für die Rathausmitarbeiter ein Mega-Projekt gewesen, bei dem abteilungsübergreifend Herausforderungen umgesetzt und besondere Belastungen bestanden werden mussten. „Aber jedem hat’s Spaß gemacht.“