„Schüler helfen Schülern“ ist die Idee eines neuen Hausaufgabenprojektes. Karbener Jugendliche aus Migrationsfamilien wollen sich als Vorbild zeigen und Grundschulkindern bei den Hausaufgaben helfen.
Karben. Kinder aus Migrantenfamilien haben es nicht leicht in der Schule. Im Kindergarten haben sie zwar die deutsche Sprache gelernt, aber oft hapert es mit der Grammatik und dem Wortschatz. Dann wird es schwierig, wenn sie in die Grundschule kommen. „Der Bedarf an Hilfe ist riesig“, sagt Elke Bauer vom städtischen Fachbereich Jugend und Soziales.
Die Sozialpädagogin hat viele Jahre im Kindergarten gearbeitet und kennt die Möglichkeiten der frühen Sprachförderung. „Das darf in der Grundschule nicht aufhören“, sagt sie. Bauer möchte mit dem Projekt „Schüler helfen Schülern“ eine Lücke schließen.
Gleiche Erfahrungen
Dabei hat sie gleich ein doppeltes Ziel vor Augen: Die Kinder sollen Hilfe bei den Hausaufgaben erhalten und zum aktiven Sprachgebrauch angeregt werden durch Jugendliche mit gleichen Erfahrungen. Als Elke Bauer sich nach Unterstützung für ihr Projekt umschaute, stieß sie auf die Jugendgruppe der türkischen Ditib-Gemeinde in Groß-Karben. Deren ehrenamtlicher Leiter Hursit Kocak (34) war von der Idee sehr angetan: „Viele unserer Kinder sprechen ein Gemisch aus Deutsch und Türkisch und haben dadurch Nachteile in Schule und Beruf“, sagt er und freut sich, dass elf Jugendliche aus seiner Gruppe bei dem Projekt mitmachen wollen.
Nach den Osterferien solle es an den Grundschulen losgehen, die der Stadt einen Bedarf gemeldet haben. „Ich freue mich, den Kindern zu helfen, wir haben doch alle denselben Erfahrungshintergrund als Migrationskinder“, sagt Nurredin Kocak (17), Oberstufenschüler an der Kurt-Schumacher-Schule. Er erinnert sich noch gut an seine Grundschulzeit. Es sei nicht leicht gewesen, die Grammatik der deutschen Sprache richtig zu lernen und alle Anforderungen der Schule zu bewältigen. Im Kindergarten habe er Deutsch gelernt, Umgangssprache zu Hause sei Türkisch gewesen. Auch Harun Yigin (17) und Furkan Ekiz (16) gehören zu den Schülern, die bei dem Hausaufgabenprojekt mitmachen.
Wie Nurreddin besuchen sie die Oberstufe der KSS. „Als Kind brauchst du es, wenn jemand für dich da ist, dir hilft und mit dir spricht“, sagt Furkan. Er sieht in diesem Projekt auch die Chance, dass Vorurteile über Jugendliche abgebaut werden, die wie er türkische Wurzeln haben. „Wir können ein Vorbild sein und zeigen, dass wir etwas in der Birne haben, dass wir uns sozial engagieren und anderen helfen“, sagt er. Einmal die Woche sollen die Schüler die Hausaufgabenbetreuung in einer Grundschule anbieten. Elke Bauer hat die Jugendlichen auf ihre Aufgaben gut vorbereitet. Viermal haben sie sich schon getroffen.
„Wir bieten den jugendlichen Betreuern Supervision und Coaching an, und sie erhalten nach Beendigung ihrer Mitarbeit ein Zertifikat der Stadt“, erklärt Bauer. Sichergestellt sei auch die ehrenamtliche Begleitung des Projektes durch erwachsene Paten. „Sie sind das Bindeglied zwischen Schule und Eltern der Kinder.“ Neun Paten hat Elke Bauer für das Hausaufgaben-Projekt schon gefunden. Es dürfen gerne noch mehr werden. Begonnen wird zunächst an der Selzerbach- und an der Pestalozzischule.