Karben. Stoßstange an Stoßstange schieben sich die Fahrzeuge am Nachmittag in Richtung Norden. Immer wieder stoppt die Ampel am Straßberg den Blechfluss auf der B 3. Dass es selbst bei „normalem“ Berufsverkehr stockt, zeigt: Längst genügt die Kapazität der Straße in Karben nicht mehr.
Auch weiter nördlich war und ist das der Fall. Weshalb die B 3 um Bad Nauheim und Friedberg herum schon ausgebaut ist. Für die Wöllstädter Ausbaustrecke hat der Bund die Ampeln gerade auf Grün geschaltet. Bleibt in der Wetterau nur noch ein nicht ausgebauter Abschnitt: die B 3 auf dem Stadtgebiet von Karben.
„Eine Lösung muss her, denn auf die Dauer geht es so nicht weiter“, sagt Beate Reuther-Vega von der Okarbener Bürgerinitiative Am Straßberg. Damit in die Planung „wieder etwas Schwung“ kommt, bringt die SPD das Thema auf die Tagesordnung. Sie fordert, dass neu über den B 3-Ausbau nachgedacht wird. Er solle mit dem Ausbau der parallel verlaufenden Main-Weser-Bahn kombiniert werden. Damit „könnte vielleicht eine Variante gefunden werden, die den gordischen Knoten durchschlägt“, sagt SPD-Fraktionschef Thomas Görlich. Bislang scheint die Frage unlösbar: Der Bund will nur eine enge, kurze Umfahrung des Wohngebietes Straßberg bezahlen. Dort fordern die Anwohner aber eine möglichst weiträumige Umfahrung – ebenso die Regierungskoalition aus CDU, FW und FDP. Das Problem will die SPD lösen: Die neue B 3 soll neben der Main-Weser-Bahn verlaufen, wenn dort der Verkehr ab 2018 auf vier statt zwei Gleisen durch Karben rollt. Schon seit langem sprechen sich auch die Grünen und Karbens Umweltschützer für diese Lösung aus. Weil damit viel weniger Natur und Flächen verbraucht werden.
Schon abgelehnt
Anwohner vom Straßberg allerdings sträuben sich dagegen: Ihnen genügt es schon, künftig durch eine noch breitere Bahnlinie vom Kernort abgeschnitten zu sein. Aktuell reagiert die BI-Sprecherin kühl auf die SPD-Idee: „Für uns ist die oberste Prämisse, dass es keine enge Umfahrung gibt.“ Alle anderen Lösungen überlasse man der Politik. Doch erinnert sie daran, dass der Bund die „Unterflurlösung“ längst abgelehnt habe.
In der Tat hat der Bund Nein gesagt: Der Trog käme ihn doppelt so teuer wie die Umfahrung. Vor fünf Jahren kalkulierte er mit 35,5 Millionen Euro, die Umfahrung mit 18 Millionen. Das bremst die SPD nicht: „Wir wollen keine Chance ungenutzt lassen, um wieder Fahrt in die Realisierung der B 3 zu bekommen“, sagt Thomas Görlich. Daran arbeitet man im Rathaus: Die Umweltgutachten, die bislang eine möglichst gradlinige Trassenführung der B 3 verhindern, werden dort überarbeitet. Allerdings sind Ergebnisse lange überfällig: Bereits im August 2011 erklärte Rahn auf SPD-Nachfrage, dass die Arbeit noch laufe. (den)