Am 8. März feierten weltweit Frauenorganisationen zum 101. Mal den Internationalen Frauentag. In Bad Vilbel überraschten vier Vorstandsfrauen der Frauen-Union Seniorinnen im Alten- und Pflegeheim auf demHeilsberg mit je einer cremefarbenen Rose.
Bad Vilbel. Vorsitzende Gisela Schulz, ihre Stellvertreterin Hanne Striebich, Schriftführerin Gisela Rauch und Beisitzerin Renate Nüvemann hatten 50 Edelrosen mitgebracht. Gemeinsam mit dem Heimleiter Matthias Schnitzler verteilten sie die Blumengrüße an Seniorinnen. Die waren alle zuerst sehr überrascht, um sich dann um so mehr zu freuen.
Die allererste Rose überreichte Schulz an Anna Kohler, die es sich auf einer Bank im Flur bequem gemacht hatte. „Was ist heute? Weltfrauentag?“, fragte die überraschte Seniorin erstaunt. „Und sie schenken mir diese Rose. Das ist schön. Ich werde im Juni 100 Jahre alt.“ Dina Dippel, Dietgard Höchst und Gertrud Anna Seeger waren die nächsten drei Seniorinnen, die sich über das blühende Geschenk freuten. „Die habe ich von meinem Hausfreund bekommen“, lachte Dina Dippel und zeigte ihre Rose strahlend dem Ehepaar Höchst.
Gertrud Anna Seeger saß am Fenster in ihrem Zimmer als die vier Blumenbotinnen bei ihr hereinschauten. Strahlend griff die Seniorin nach der langstieligen Rose. Aufgeregt zog sie den feinen Duft ein. „Bringen Sie mir bitte eine Vase“, bat sie Matthias Schnitzler. Was der prompt erledigte.
Das Quartett der Frauen-Union war zum zehnten Mal am Weltfrauentag in der Einrichtung, um Blumengrüße zu überbringen. Beim ersten Frauentag 1911 kamen in Dänemark, Österreich, Schweden, der Schweiz, den USA und in Deutschland Frauen zu Demonstrationen und Versammlungen zusammen. Im Mittelpunkt damals stand die Forderung nach dem Wahlrecht für Frauen. Seither orientieren sich die Forderungen der Frauen jährlich an der politischen und gesellschaftlichen Lage ihrer jeweiligen Länder. Die Forderungen nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit, gleichen Bildungs- und Ausbildungschancen, nach sozialer Sicherung und nach politischer Gleichberechtigung sind heute wie vor 101 Jahren aktuell. Auch wenn schon viel erreicht wurde. Der Global Gender Gap Report untersuchte auch 2011 wieder wie es weltweit um Rechte und Schutz von Frauen bestellt ist. Deutschland landete im weltweiten Ranking auf Platz 11 einer Liste mit 135 Staaten.
Defizite in Deutschland gibt es bei gerechter Bezahlung, beim Anteil von Frauen in Führungspositionen und unter den politischen Entscheidungsträgern, der rund ein Drittel beträgt. Zu den Errungenschaften der Kämpferinnen für Gleichberechtigung gehören das aktive und passive Wahlrecht für Frauen, das hierzulande 1918 eingeführt wurde. Verankert wurde die Gleichberechtigung im Grundgesetz erst 1949. Das Mutterschutzgesetz wurde 1952 und der Mutterschaftsurlaub 1979 eingeführt. Viele Gesetze, die junge Frauen heute für selbstverständlich halten, sind erst jüngeren Datums. Zu ihnen gehört 1980 ein Gesetz zur Gleichbehandlung der Geschlechter am Arbeitsplatz, 1986 das Gesetz, das Erziehungsgeld und -urlaub regelt. Einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz für Kinder ab drei Jahren haben Eltern seit 1996. Zuletzt wurden Gesetze zu Elterngeld, Elternzeit und zur Schaffung von Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren eingeführt.