Von Mitte März bis Ende September werden Teilbereiche der Nidda für Boote gesperrt, um den Fluss zu schützen. Für den passionierten Kajakfahrer und Naturfreund Peter Ringel ist das akzeptabel. Dennoch kritisiert er, dass Menschen von der Natur ausgesperrt würden. Außerdem sei die Regelung ohne Absprache mit den Betroffenen realitätsfern.
Bad Vilbel. Die Nidda ist Peter Ringel (72) vertraut. „Früher bin ich mit dem Kajak von Bonames nach Bad Vilbel gepaddelt zum Ausflug ins Café Ströbel“, erinnert er sich. Einmal pro Woche steigt er in sein gelbes Kajak, am liebsten in der Zeit von Herbst bis Frühjahr, weil da genügend Wasser in den Flüssen sei. 60 bis 80 Zentimeter brauche man schon zum Paddeln.
Ringel engagiert sich seit Jahrzehnten bei den Naturfreunden und hat schon so manche Entdeckung beim Paddeln auf der Nidda gemacht. Am Altarm in Bonames brüte der Eisvogel, im Enkheimer Ried hat er Gelb-Unken und Wechselkröten gesichtet, „aber wo, werde ich niemand verraten.“ Um keine Scharen von Neugierigen anzulocken, die die Tiere stören.
„Die Geschichte der Niddarenaturierung“ so Landrat Joachim Arnold (SPD), „ist eine Erfolgsgeschichte wie kaum eine zweite“. Per Anordnung besonders geschützt werden nun die Nidda im Bereich der Niederwiesen bei Ilbenstadt, das Niddaknie bei Dortelweil, die Renaturierung am Gronauerhof und zwischen der Erlenbachmündung und der B 3-Brücke in Massenheim. Dort konnten, laut Arnold, wichtige Laich- und Aufwuchshabitate sowie ein Lebensraum für viele ehemals in der Nidda verschollene Fischarten geschaffen werden. Beispielhaft seien Elritze, Bitterling, Barbe und Nase. Auch seltene Wasservögel (Flussregenpfeifer und Eisvogel) oder Biber und Sumpfschildkröte sind auf einen geschützten Lebensraum angewiesen. Diese wertvollen ökologischen Bereiche würden durch Wassersport und damit verbundene Störungen, wie etwa Anlandungen auf den Kiesbänken oder in den Flachwasserbereichen, massiv gestört werden. „Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, die Bereiche für die Boote in der Zeit vom 15. März bis zum 30. September zu sperren.“
„Ein Schnellschuss“, findet jedoch Ringel, der Mitglied in der Piratenpartei ist. Dort setze man auf Transparenz und wirkliche Bürgerbeteiligung. Die habe bei der Renaturierung und der Verordnung nicht stattgefunden. Ausflügler aus Frankfurt würden bei Gronau zwei Kilometer an der Nidda vorbeigelenkt, obwohl sie eigens wegen der Renaturierung gekommen seien. Keine amtliche Bekanntmachung, keine Information der Stadtverordneten habe es über die Sperre gegeben. Auch sei die Sperre nicht durchdacht. Bootsfahrer, die auf der Nidda an der Erlenbach-Einmündung aussteigen müssten, würden dann mitten durch ein dort angelegtes geschütztes Gebiet laufen oder den Erlenbach flussaufwärts fahren müssen, moniert Ringel. Das ist dem Wassersportler zu mühsam. Er weiche auf andere Flüsse aus: Wetter, Usa, die obere Nidda. Die Sperre will er nun mit einer Eingabe überprüfen lassen. Ringel verweist auf die Regelung an der Sinn im Spessart, wo erst ab 31. März gesperrt werde und Schilder darauf hinwiesen. Auch in Bayern würden Kanuten nicht per se ausgegrenzt. Denn bei den Paddlern gebe es wie bei Anglern oder Hundebesitzern „ein Prozent Idioten“, wegen derer die übrigen bestraft würden.