Der Warnstreik im öffentlichen Dienst erwischte gestern in Bad Vilbel vor allem die Eltern von Kita-Kindern. Fünf Einrichtungen blieben geschlossen. Auch im Bauamt wurde gestreikt. Dafür gab es in Karben Entwarnung: Dort fiel der Streik aus.
Bad Vilbel. Laut war es am Montagmittag an der Dortelweiler Kita Trauminsel nur, weil ein einsamer Arbeiter mit dem Laubbläser seine Kreise zog. Drinnen blieb es dunkel – wie an vier weiteren städtischen Kitas: der Wirbelwind in Dortelweil, der Löwenburg in Gronau, der Villa Wichtelstein auf dem Heilsberg und der Zwergenburg in Massenheim, teilt Sozialamtsleiterin Gesine Wambach mit. An vielen Kitas, wie der Zwergenburg oder der Trauminsel, war kein Hinweis auf den Streik zu finden. Lediglich an der Kita Wirbelwind fanden sich Streikaufrufe der Gewerkschaft.
Einen Notdienst für Eltern habe die Stadt nicht eingerichtet. Es habe am Montag auch kaum Anrufe und keine Beschwerden gegeben. Lediglich sei nachgefragt worden, ob der Warnstreik andauere, so Wambach. Offenbar hätten sich die Eltern untereinander arrangiert. Bereits am Freitag seien die Elternbeiräte aller Kitas über den bevorstehenden Streik unterrichtet worden.
Nur Notfallbetreuung
Eine Betreuung in anderen Kindergärten sei grundsätzlich nur in einem echten Notfall möglich, betont die Sozialdezernentin, wenn etwa ein Elternteil ins Krankenhaus gekommen sei. Die reine Berufstätigkeit sei kein Grund, „sonst würden alle dastehen“. Dann müsse auch geklärt werden, wer einen Ersatzplatz bekomme, das sei bürokratischer Aufwand und „organisatorisch nicht machbar“. Wambach zeigt sich erleichtert, dass es nur einen eintägigen Warnstreik gegeben habe: „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“.
Weil nicht alle Erzieherinnen gestreikt haben, wurden sie am Montag an die Kita in der Elisabethenstraße versetzt, sofern ihre eigene mangels ausreichend Personal schließen musste. Insgesamt haben sich 62 städtische Mitarbeiter am Warnstreik von Verdi beteiligt, davon drei aus dem Fachdienst Technische Dienste (Bauamt), berichtet Hauptamtsleiter Walter Lassek. Außer an den Kitas wurden keine weiteren Dienstleistungen der Stadt beeinträchtigt.
Im Bad Vilbeler Rathaus ist man über den Streik verärgert. Mit der Gewerkschaft seien drei bis vier Verhandlungstage vereinbart worden, doch nun habe man bereits nach vier bis fünf Stunden Verhandlungen zum Mittel des Warnstreiks gegriffen, moniert Lassek. „Damit wird die Sache nur verhärtet.“ Dabei scheinen schnelle Kompromisse ohnehin schwierig. Knackpunkt ist angesichts knapper kommunaler Haushaltskassen der Sockelbetrag für niedrige Lohngruppen. Gefordert werden 6,5 Prozent Lohnerhöhung, mindestens aber 200 Euro. Auszubildende sollen 100 Euro mehr und eine unbefristete Übernahme zugesichert bekommen.
Die Gewerkschaft Verdi erinnert in den Flugblättern an der Dortelweiler Kita auch an die Tarifauseinandersetzung im Sozial- und Erziehungsdienst anno 2009. Damals sei es um Arbeits- und Gesundheitsschutz, gesellschaftliche Anerkennung und angemessene Stellenbewertung gegangen. Eine echte Aufwertung sei jedoch am Widerstand der Arbeitgeber gescheitert.
Die zweite Runde der Verhandlungen findet am 12. und 13. März statt.