Bad Vilbel. Am Samstag, 10. März, wird vor dem Rathaus, Parkstraße 15, eine exotisch anmutende Flagge wehen. Gemeinsam mit mittlerweile über 1150 anderen deutschen Städten, Gemeinden und Landkreisen zeigt die Stadt Bad Vilbel für das von China besetzte Himalaya-Land Tibet Flagge. 1950 wurde das bis dahin souveräne Tibet von der Volksrepublik China völkerrechtswidrig besetzt und 1951 annektiert. Der verzweifelte Widerstand des tibetischen Volkes gegen die Okkupanten fand am 10. März 1959 in einem Aufstand in Lhasa, der tibetischen Hauptstadt, seinen tragischen Höhepunkt. Nach offiziellen Angaben kamen dabei 87000 Tibeter ums Leben.
Herrscher Tibets
Aus Solidarität mit dem gewaltlosen Widerstand der Tibeter gegen die chinesische Besatzungspolitik wird am 10. März, dem 53. Jahrestag des Tibetischen Volksaufstandes, die tibetanische Flagge gehisst. Das Jahr 2011 hat für die Tibeter eine einschneidende Veränderung gebracht: Der Dalai Lama erklärte Mitte März seinen Rücktritt von allen weltlichen Ämtern und Funktionen und beendete damit die seit 1642 bestehende Institution der Ganden Phodrang-Regierung, in der die Dalai Lamas sowohl weltliche wie geistliche Herrscher Tibets waren. Der Dalai Lama bleibt das spirituelle Oberhaupt der Tibeter, die politischen Funktionen übertrug er auf den am 20. März 2011 von den Exiltibetern demokratisch gewählten neuen Kalon Tripa (Premierminister) der tibetischen Exilregierung, Dr. Lobsang Sangay (44), einen promovierten Juristen für Internationales Recht an der Harvard-Universität.
In seiner Antrittsrede erklärte Dr. Sangay, dass er trotz aller Rückschläge die Politik der Gewaltlosigkeit und des „Mittleren Wegs“ fortsetzen wolle: „Wir glauben an eine friedliche Lösung für Tibet und sind bereit, mit der chinesischen Regierung zu verhandeln, jederzeit und an jedem Ort.“ Peking jedoch hat jegliche Gespräche mit ihm kategorisch abgelehnt. (sam)