„Guten Abend, liebe Weibsleut, seid ihr alle wieder da?“ sang am Freitag Sitzungspräsidentin Evi Pöschko beim Einzug zur 25. Dortelweiler Weiberfastnacht des Sportclubs. Natürlich fehlte kein einziges Weibsleut. Wenn’s drum geht, die Mannsbilder derb auf die Schippe zu nehmen, lässt sich das keine Dortelweiler Frau entgehen.
Bad Vilbel. Da behaupte noch mal einer, im Kultur- und Sportforum komme keine Stimmung auf. Schon als die Twisters auf die Sitzung einstimmen, wird gehopst und getanzt. Und als sich die Elferratsmitglieder mit markigen, garantiert nicht jugendfreien Sprüchen vorstellen, geraten die Weiber schon derart in Rage, dass sie die ganze Nacht nicht mehr zu bremsen sind.
Mehr noch als während der zwei Mal elf Programmpunkte geraten die Weiber schon bei deren Ankündigung völlig aus dem Häuschen. Die Kerbburschen Daniel Bitterling, Philipp Knöll und Maximilian Wingers sind nämlich als Nummern-Boys engagiert worden und zeigen mit fortschreitendem Abend immer ein bisschen mehr von ihrem Luxuskörper. Das Kreischen muss man noch am Heilsberg gehört haben. Als die Jungs zum Schluss gemeinsam auch noch einen hoch erotisierenden Tanz aufführen, müssen die Sanitäter Vorkehrungen für eine Massenohnmacht treffen. „Das hab ich ja noch nie gesehen, dass der Elferrat als Chor auftritt und jeder eine Nummer zeigt“, wundert sich ein Neuling. Katharina Müller erklärt als James Bond, dass „006 zu offensichtlich“ gewesen wäre.
„Mein Schutzblech klappert“, klagen die Rentner Janina Lutz und Thekla Behrends auf dem Fahrrad so energisch, dass das Head-Set wegfliegt. Tina Horn und Jenny Langer wollen zu Star Wars entführen, Vera Hoffmann kommt als Schlumpf, Gitti Schnepf und Corinna Schmidt als Piggy und Kermit, Natalie Ullrich als Mary Poppins, Evi Pöschko und Jana Freundschig als Golden Girls.
Tanzmariechen Victoria Penscke eröffnet mit einem feurigen Ungarntanz. Die weiteren Tanznummern sind vom Feinsten, wie man es nicht anders gewohnt ist. Die Gruppe Sway bietet einen stylischen Top-Model-Mix. Ein absoluter Höhepunkt hätte das wunderschöne Abba-Medley der weit über Bad Vilbel hinaus bejubelten Tanzgruppe SCD-Release sein können, wären da nicht noch „Unsere Wohlgeformten“ gewesen, die verkündeten: „Heute Abend wollen wir tanzen gehen!“
Abschied der Pfunde
Ein gewichtiges Show-Pfund, mit dem die Weiberfastnacht viele Jahre wuchern konnte. Leider sind die Wohlgeformten auf drei Tänzerinnen zusammengeschmolzen, die beschlossen hatten, ihre Abschiedsvorstellung zu geben. Vera Hoffmann, Brigitte Schnepf und Erika Arnold werfen noch einmal alles in die Waagschale, was sie zu bieten haben, um das Publikum phantastisch zu unterhalten. Erika Arnold hört nach 23 Jahren auch als Solistin auf. „Mit Trude Herr hat 1989 alles angefangen, mit ihr will ich mich verabschieden, und ich hoffe, dass es euch mit mir ein bisschen Spaß gemacht hat“, sagt das SCD-Original. Die Zuschauer bedanken sich mit brausendem Applaus und einer Rakete, als sie „Die Spelunke zur alten Unke“ endgültig verlässt. Grandiose Protagonisten bleiben der Weiberfastnacht weiterhin erhalten. Als die Pilgerreisende Sabine Büttner auf dem Jakobsweg hier vorbeikommt, wundert sie sich über das Massensterben in Bad Vilbel im Dezember, bis sie erfährt, dass ab Januar die Friedhofsgebühren massiv angehoben wurden. Weit weniger makaber: Büttners Auftritt mit ihren Playbixe zum Bembelbock. Tanzend und singend wird gute Laune verbreitet, die dem Publikum eine Rakete wert ist. Eine Rakete an sich ist „Sauberfrau“ Martina Steinbrenner. Sie ist „beim Ausflug mit Freundinnen im Sexshop gelandet und hat sich einen überdimensionalen Pit auf einem Brett“ – den Brett-Pit – mitgebracht. Von Dessous hält sie wenig: „Die Sache sin’ net praktisch und bei dere Sach’ bin ich eh nackig. Und is die ganze Sach’ vorbei, schlupf ich doch lieber in mein kuschelige Frottee nei.“