Karben. Vor gut 100 Gästen beim Neujahrsempfang der Karbener SPD brachte der Juso-Vorsitzende Marvin Ulrich in seiner Rede die große Sorge der Karbener SPD auf den Punkt: „Bürgermeister Guido Rahn ist ein Supertyp, wenn auch seine politischen Überzeugungen uns nicht überall behagen“.
Selbst Fraktionschef Thomas Görlich, der sonst kein gutes Haar an der Arbeit der CDU lässt, sagte, dass die Karbener CDU ein gehöriges Stück in die Mitte gerückt sei. Lediglich im sozialen Bereich habe sie gegenüber der SPD noch Nachholbedarf. Sonst aber habe die SPD keinen Grund zur Klage: Die Energiewende funktioniere. Weiter lobte Görlich den Druck der Karbener Politik auf die Realisierung der Nordumgehung. „Da scheint sich die Beharrlichkeit der Bürgerinitiative nun ja ausgezahlt zu haben“. Auch bei der Dorferneuerung im Stadtteil Groß-Karben hat nach Ansicht Görlichs die CDU die Wünsche der Arbeitsgemeinschaft nun offensichtlich – auch im Sinne des SPD-Leitspruchs „Karbengerecht“ – aufgegriffen.
Schließlich wandte sich der SPD-Fraktionschef noch dem finanziellen Rettungsschirm, den das Land Hessen für überschuldete Kommunen aufgespannt hat, zu. Ihnen wird im Gegenzug für strenge Konsolidierungsmaßnahmen ein Teil ihrer Schulden vom Land abgenommen. „Karben hat gerade noch so die Kriterien für die Aufnahme unter diesen Rettungsschirm geschafft“, so Görlich. Ohne die Vorarbeit der SPD wäre dies nach seiner Auffassung aber niemals möglich gewesen. Denn die SPD habe in den vergangenen 40 Jahren mit sehr viel Geld dafür gesorgt, dass Karben heute eine der wenigen Städte in der Wetterau sei, die noch Bevölkerungswachstum vorweisen könne. Diese Kriterien einer familienfreundlichen Stadt seien sicherlich mit Schulden aufgebaut worden, doch dafür habe Karben nun auch eine Zukunft. Um die Verschuldung nun wieder abzutragen, habe die SPD der Koalition von CDU, FWG und FDP das Mandat erteilt.
Mehr auf die Landes- und Bundespolitik konzentrierte sich der Gastredner des Abends, der Bundestagsabgeordnete Michael Roth.
Für ihn gilt es, zunächst das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik zurückzugewinnen. „Die Affäre um den Bundespräsidenten hat dem Ansehen der Politiker sehr geschadet“, so Roth. Verlorene Glaubwürdigkeit wieder herzustellen, dauere Jahre. Das bekämen auch die Kommunalpolitiker zu spüren. Deshalb sei es nun oberstes Gebot für die SPD, das Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen. (jwn)