Karben. Der Blick von den Bänken Richtung Altar führt den Beobachter in den alten Teil der Rendeler Kirche. 1192 wurde sie erstmals erwähnt und bestand zunächst nur aus dem heutigen Chorraum. Erst mehr als 500 Jahre später wurde das Langhaus angebaut. Und weitere 200 Jahre später stand die Kirche erneut vor großen Bauarbeiten. Nun geht’s um Bestandssicherung.
Pfarrer Konrad Schulz deutet am Übergang von Chor zu Langhaus an die Decke. Lange Risse sind im Putz zu sehen. „Der Holzbalken darüber ist angefault“, erklärt er. Die Ursache ist simpel und ärgerlich: Lange Zeit war ein Dachfenster kaputt. „Und keiner hat es gemerkt.“
Das Fenster ist längst repariert. Der Balken jedoch hat ein Loch. Und er spielt eine zentrale Rolle in der Statik des gesamten Bauwerks: Er trägt die Decke und das Dach darüber, bildet zugleich den Übergang zum „Neubau“. Auch ist er besonderer Belastung ausgesetzt, denn das Läutewerk setzt den gesamten Dachstuhl des alten Bauwerks in Schwingungen – samt des verfaulten Balkens. „Dort muss etwas passieren“, sagt der Pfarrer mit ernster Miene.
Um die Ecke herum zeigt sich oberhalb der Empore gleich der nächste Schaden: Stockflecken und abblätternder Putz an der Wand zeigen, dass auch dort Wasser eindrang. Erst im November offenbarte sich ein dritter Schaden: „Die Steuerung der Heizung fiel aus“, erinnert sich Konrad Schulz. Das konnte zwar repariert werden und im Innenraum des Gotteshauses ist es weiter 16 Grad, bei Konzerten auch 18 Grad warm. Doch auf Dauer drohe die Abluft der 40 Jahre alten Anlage den Schornstein zu zerstören. Deshalb ist Ingenieur Patrick Schädel vom Fachbüro EWT aus Grebenhain vorbeigekommen. In einem Nebenraum des Turms schauen sich Schädel und Schulz das alte Schätzchen an. Die Öl- wird wohl durch eine neue Gasheizung ersetzt. „Oder eine Warmwasser-Gastherme“, sagt der Ingenieur. „Das hat einen besseren Wirkungsgrad.“ Das Legen einer neuen Gasleitung ist wohl günstiger als das Sanieren des alten Öltanks im Boden zwischen Kirche und dem Friedhof daneben.
In Rendels Kirche drängen noch mehr Sanierungen: „Wir haben überall aufsteigende Feuchtigkeit“, berichtet Konrad Schulz und zeigt auf blätternden Putz an unteren Bereichen der umliegenden Seitenwände. Das sei bei einer alten Kirche und ihren offenen Fundamenten kein Wunder. Eine Drainage könne vermutlich helfen. Die Glaswolle aus der Dachisolierung zu ersetzen, wäre wohl ebenfalls sinnvoll. „Das sind Hypotheken aus früheren Tagen.“
Aktuell laufen in allen Bereichen Voruntersuchungen, demnächst kommt der Bausachverständige. Nächstes Jahr soll das Gesamtkonzept fertig sein. Dann erfährt die Kirchengemeinde, wie viel Geld sie zuschießen muss. Einen großen Teil, hofft Pfarrer Schulz, werde die Landeskirche zahlen. Doch bei Gesamtkosten deutlich im sechsstelligen Bereich werden wohl 20 000 bis 40 000 Euro „sicher bei der Gemeinde hängenbleiben“. Diese habe zwar „ein bisschen Rücklage“, doch sprenge das die Möglichkeiten der kleinen Gemeinde mit 1000 Mitgliedern. „Wir sind auf Sponsoren und Spender angewiesen.“ Dabei sieht der Pfarrer, ganz selbstbewusst, die Menschen in Rendel in der Pflicht. „Die Bevölkerung hat ja begriffen, dass sie hier ein schönes Haus der Gemeinschaft hat.“ Mit einer „Nacht der Kirche“ und Konzerten öffnet sich das Haus häufig außerhalb von Gottesdiensten. Mit Balkensanierung und Heizungserneuerung sind zwei Projekte derart drängend, dass sie schon im Frühjahr in Angriff genommen werden. Der Pfarrer ist zuversichtlich, dass das finanziell hinhaut. „Ich habe ja schon drei Kirchen saniert.“ (den)