Karben. Die große Einigkeit währte nicht lange. Dass Investor A.K. Bauträger für 6,6 Millionen Euro die Pläne von Architekt Klaus Heim realisieren und am Krnover Platz einen neuen Rewe-Markt samt Café und Ladenzeile bauen darf – von allen Politikern im Parlament gab es dafür Zustimmung. So könnte die Baulücke im Stadtzentrum bis Ende 2013 geschlossen werden.
Wohl schon ab nächstem Frühjahr kann gegenüber an der Ecke Luisenthaler und Bahnhofstraße die Volksbank Frankfurt ihre neue Regionalfiliale bauen. Und westlich des Wohngebiets Luisenthaler Straße soll ein Grünzug entstehen samt Fuß- und Radweg, damit die Karbener in hübscher Umgebung auf direktem Weg zum Bahnhof und den Läden im Zentrum gelangen können.
Mit diesen Projekten scheint die Entwicklung des Stadtzentrums auf absehbare Zeit beendet, sieht man einmal von einer möglichen Bebauung des „Dreiecksgrundstücks“ zwischen Brunnen-, Bahnhof- und Landesstraße ab. Denn die SPD kündigt an, ein Wohngebiet nördlich der Bahnhofstraße zu blockieren: „Eine weitere massive Bebauung ist für unser Stadtbild negativ“, erklärt SPD-Fraktionsgeschäftsführer Jochen Schmitt. „Sie versiegelt weitere Flächen unwiderruflich, das kann das lokale Klima beeinträchtigen.“ Deshalb werde die neue rot-grüne Mehrheit im Planungsverband dieses Projekt blockieren: „Es wird keine Bebauung geben“, kündigt Schmitt an. „Wir werden dafür kämpfen, dass der gesamte Grünzug dort grün bleibt.“ Damit bleibe „genügend Zeit, sich über tatsächlich realisierbare Nutzungen zu unterhalten“. Auch von den Grünen kommt ein Nein: „Es hat etwas für sich, in Bahnhofsnähe zu bauen“, gibt Rainer Knak zu. Wichtiger aber sei, die Funktion der Fläche als Frischluftschneise nach Frankfurt zu erhalten. Das Okay der CDU/FW/FDP-Mehrheit allein bringt wenig, das Zentrum um Wohnbebauung dort zu komplettieren. Die Bebauung hat Stadtplaner Michael Frielinghaus im Gesamtkonzept vorgesehen, das im Juni in einer Bürgerversammlung große Zustimmung erntete. „Wenn das Konzept umgesetzt ist, können wir von einer echten Innenstadt sprechen“, sagt CDU-Fraktionschef Mario Beck. Mit der Nähe zur S-Bahn, den Läden, Altenheim, Schwimmbad und Kino sei das Gebiet ideal für ein Wohngebiet, in dem man kein Auto brauche.
„Dort auf Dauer einen Restacker zu haben, macht keinen Sinn“, findet Beck. Hier liege ein Wohngebiet viel besser als am Stadtrand. Das aber, erinnert Schmitt, hätte die bürgerliche Mehrheit doch bereits seit 2006 umsetzen können. Mitnichten, widerspricht da allerdings Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Die bisherige rot-grüne Regierung, in der Schmitt mitarbeitete, habe das Projekt auf Verwaltungsebene in der Zusammenarbeit mit dem Planungsverband hintertrieben. Am Schluss wäre eine Einzeländerung auf politischer Ebene dann zu aufwändig gewesen. Doch sei mit dem Planungsverband abgesprochen, dies als Abweichung zu beantragen. „Die beste Wohnbaufläche, die wir in Karben haben, wollen sie freihalten“, ist Rahn sauer. „Das versteht kein Bürger.“ (den)