Bad Vilbel. Wenig ergiebig war nach Ansicht von Ronald Kasten ein Gespräch, das er als Sprecher der Bürgerinitiative gegen Fluglärm zusammen mit einigen Mitstreitern am Montag mit Bürgermeister Thomas Stöhr und Erstem Stadtrat Jörg Frank (beide CDU) im Rathaus führen konnte. „Der Bürgermeister wäre vielleicht noch bereit, uns zu unterstützen, wo es sinnvoll ist. Aber er schiebt das Thema auf Frank, und der bügelt nur ab“, so Kastens Eindruck.
Unterstützen, wo es sinnvoll ist!
Frank gehe immer noch davon aus, dass an- und abfliegende Flugzeuge einen Abstand von 2000 Meter über Bad Vilbel einhalten und der Fluglärm im Stadtlärm aufgeht, so Kasten. Dabei habe er in einem Gespräch mit der Flugsicherung erfahren, dass der Standard bei etwa 1500 Meter liege, aber auch Flüge mit 1100 Meter vorkommen. Man sei dort selbst erstaunt, dass diese niedrigen Höhen schon im Probelauf für die Landebahn Nordwest zu etwa 50 Prozent ausgenutzt würden. Erster Stadtrat Frank habe zwar bereits vor vier Wochen eine Anfrage bezüglich der Flughöhen an die Flugsicherung gerichtet, aber noch keine Antwort erhalten. „Vielleicht sollte er mal nachhaken“, meint Kasten. Außerdem habe er die Fraport gebeten, ein Lärmmessmobil aufzustellen. Doch die daran geknüpften Hoffnungen sind gering; dabei werde nichts herauskommen, so Kasten, da die großzügig festgesetzten Grenzwerte für Fluglärm nicht erreicht würden und neue Studien über gesundheitsschädlichen Lärm noch keinen Eingang in die Grenzwertfestsetzung gefunden hätten.
„Ich habe den Bürgermeister dennoch gebeten, Druck zu machen, damit an den Stellschrauben zur Optimierung der An- und Abflüge noch gedreht wird“, sagt der BI-Sprecher. Er werde versuchen, in der Verkehrskommission zu erreichen, dass ein Vertreter der Flugsicherung eingeladen wird, der von ihm und weiteren BI-Vertretern befragt werden kann. Kasten, der selbst Prozessoptimierer ist, empfindet es als „Glück, dass in der BI Arbeitsmediziner, Juristen und weitere Experten mitarbeiten“. Sie wollen sich in einem offenen Brief noch einmal an den Bürgermeister wenden.
Die BI suche darüber hinaus aktiv die Zusammenarbeit mit Nachbarinitiativen im Main-Kinzig-Kreis, um interessierten Bürgern eine Informationsveranstaltung mit dem Luftverkehrsexperten Michael Morr anbieten zu können. Morr werde im Auftrag des Main-Kinzig-Kreises eine Studie zu alternativen Anflugverfahren auf den Flughafen Frankfurt erarbeiten, wie er es bereits für Amsterdam, Los Angeles und Dubai gemacht habe. Unterdessen gärt es in Sachen Fluglärm auch auf dem Heilsberg. Auf Initiative von Michael Wißmüller ist ein offener Brief an den Bürgermeister geschickt worden. Demnach sei es „durch die Verdichtung auf dem Heilsberg, die Bahn, Flugverkehr und die B3 an manchen Tagen und vor allem Nächten vor Lärm kaum noch zu ertragen“. 66 Bürger haben unterschrieben und fordern „diese schwerwiegenden Belange im Stadtparlament aufzugreifen und die Interessen der Bürger auch an anderen Stellen – Stadt Frankfurt, Deutsche Bahn, Deutsche Flugsicherung – zu vertreten.“ Bewegung gibt es unterdessen auf der höheren politischen Ebene: Sascha Raabe, SPD-Bundestagsabgeordneter für den Main-Kinzig-Kreis, hat Peter Tauber, seinem Kollegen von der CDU, vorgeschlagen, gemeinsam mit allen Bürgermeistern der betroffenen Orte und Landrat Erich Pipa das Gespräch mit Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer zu suchen.