Bad Vilbel/Karben. Wirft die Stadt Bad Vilbel bei der Genehmigung des Segmüller-Möbelhauses Geld aus dem Fenster heraus? „Möglicherweise“ sagt Gerhard Salz, grüner Kreistagsabgeordneter und für die Wetterau auch Mitglied in der Regionalversammlung. Deshalb hat er nun nach eigenen Angaben die Kommunalaufsicht des Kreises eingeschaltet. Die solle prüfen, ob die Stadt nicht unnötig Geld ausgibt, wenn sie etwas plant, was so bislang nicht genehmigt ist. Denn noch bis Mitte August läuft die Offenlegung der Planungsunterlagen für das Segmüller-Möbelhaus, inklusive einer Verkaufsfläche von 3900 Quadratmetern für verschiedene Randsortimente: Glas, Porzellan, Deko & Co. Die Regionalversammlung hatte das allerdings auf 800 Quadratmeter begrenzt. Gegen diese Vorgabe klagt die Stadt Bad Vilbel derzeit. „Nun wäre es doch richtig, den Gerichtsentscheid abzuwarten“, so Salz. Entsprechend könne der Bebauungsplan dann für die große oder die kleine Randsortimentsfläche ausfallen, anstatt womöglich das Verfahren wiederholen zu müssen.
Bad Vilbels Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) sieht aktuell keinen Anlass für eine Stellungnahme. Offenlegung und Klage liefen und er spreche regelmäßig mit allen Beteiligten, erklärt er – nach Informationen dieser Zeitung zuletzt am Freitag mit dem Darmstädter Regierungspräsidenten.
Derweil erneuern die Karbener Grünen ihre Kritik am dortigen Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Dieser „laviere zwischen den Wünschen von Parteifreund Stöhr und den Belangen der Karbener hin und her“, findet der örtlichen Grünen-Chef Rainer J. Knak. Nach Kritik von örtlichen Einzelhändlern hatte Rahn diese zum Gespräch gebeten und ihnen erläutert, dass er gerne die Geschäfte in Karben in eine ausgebaute Neue Mitte konzentrieren möchte, um den Handel zu stärken.
„Den betroffenen Geschäftsleuten ein Gespräch anzubieten reicht nicht“, findet Knak. Schließlich habe Rahn erst im Regionalverband den Bad Vilbeler Plänen zugestimmt und tue nun so, als vertrete er damit Karbener Belange, ohne zu sagen, wie Karben von Segmüller in Bad Vilbel profitiere.
„Man kann nicht einfach nur gegen alles sein und rundherum alles verhindern wollen“, hält Rahn dagegen, „sondern wir müssen besser werden.“ Natürlich biete Segmüller mit Arbeitsplätzen und seinem Möbelangebot auch Vorteile für Karbener. Allerdings sehe er auch die Gefahren. „Da müssen wir unserem Einzelhandel helfen“, sagt Rahn. Da Karben von der Bevölkerungszahl nicht in der Lage sei, fünf Einkaufszentren im Stadtgebiet zu füllen, sei es wichtig, den Einzelhandel in zentraler Lage wettbewerbsfähig aufzustellen, betont er. „Damit die Geschäfte dort dann auch Kunden von auswärts anziehen, wie heute schon zum Beispiel Trabandt“, erklärt Rahn.
Dass die Grünen mit dem Argument, den eigenen Einzelhandel schützen zu wollen, ausschließlich gegen Segmüller vorgingen, sei widersinnig, findet der Bürgermeister. „Dann hätten sie auch die Erweiterung des Baumarktes Maeusel ablehnen müssen, weil der Konkurrenz für den Baumarkt Fass ist.“ (den)