Karben. „Für mich“, spricht Bürgerin Sabine Klotz ins Mikrofon, „ist das Gebiet Ortsausgang und nicht die Mitte von Karben.“ Lieber würde sie in der Rathausstraße flanierend einkaufen gehen. Stadtplaner Michael Frielinghaus nickt. „Das hätte man früher anders wachsen lassen müssen.“ Die Stadtväter jedoch ließen auf der grünen Wiese Neubauten sprießen. „Das kann man nicht ungeschehen machen, die Gebäude sind ja da.“
Wie Karben daraus dennoch „eine gewisse Struktur“ schaffen könne, also einen hübschen Stadteingang, hat Frielinghaus erarbeitet. Die Pläne stellte er am Mittwochabend gut 200 Menschen bei einer Bürgerversammlung vor.
Bürgermeister Guido Rahn (CDU) hat den Architekten damit beauftragt, die 40 Jahre alte Planung für die Stadt fortzuentwickeln. Die Ideen fürs Zentrum sind der erste Teil. Dort pressiert’s: Drei Investoren wollen das Grundstück hinterm Subway-Restaurant an der Bahnhofstraße bebauen. Rahn will dabei Fehler seiner Vorgänger vermeiden. „Es macht keinen Sinn, nur Einzelobjekte zu bauen“, erklärt er. „Wir wollen ein Gesamtkonzept haben.“
Das stellt Frielinghaus den Bürgern vor. „Es kommt darauf an, dass sich die Menschen in der Stadt wohlfühlen“, sagt er – mit den riesigen Asphaltflächen und Parkplätzen sei das heute nicht der Fall.
Weshalb Frielinghaus Raum für Menschen schaffen will. Zum einen sind das drei Grünzüge mit schönen Rad- und Fußwegen:
An der Nidda: „Ein unglaublicher Trumpf, der bisher nicht ausgespielt wurde“, sagt der Planer.
Ein grüner Fußweg soll vom Hallenfreizeitbad zum Bahnhof führen.
Ein neuer Grünzug soll von der Nidda-Brücke an Groß-Karbens Kleingärten her östlich an den Häusern der Luisenthaler Straße vorbei und zwischen City- und Selzerbrunnencenter entlang bis ins Industriegebiet führen.
Auch sollen sich die Karbener in ihrem „Zentrum“ aufhalten können: den Rathaus- will Frielinghaus zum Marktplatz umbauen, einen Platz am Subway-Neubau schaffen. Den Selzerbrunnencenter-Parkplatz möchte er nördlich und südlich durch neue Läden einfassen und zum Veranstaltungsplatz ausbauen.
Die beiden Bauten dort sind – abgesehen vom Neubau am Subway – die größten, die Frielinghaus vorsieht. Ansonsten fallen sie viel kleiner aus als die heutigen. Größere Einzelhäuser für Büros und Wohnen säumen die Landes-/Bahnhofstraße. Nördlich davon folgen zwei, drei Reihen kleinere Einzelwohnhäuser. Sich wieder auf diese Maßstäblichkeit der Bebauung in den Stadtteilen zu besinnen, biete die Chance, die großen, dominanten Einzelbauten einzubinden. „Wir finden gewachsene Städte schön, weil in ihnen die Maßstäblichkeit erhalten ist“, sagt Frielinghaus. „Es geht darum, dass nicht alle Flächen aufs Äußerste ausgenutzt werden.“ Wie der Architekt „den völlig durcheinander gewürfelten Bereich zusammenfasse“, beeindrucke ihn sehr, sagt Neubürger Eckhard Richter. Dass die Stadt ihre Bürger so direkt mitsprechen lässt, findet Klaus Reichel „gut und mutig“. (den)