Bad Vilbel. 40 Jahre ist Ringler im Schuldienst, davon 22 Jahre in der Leitung verschiedener Schulen. Wie viele Kinder sie auf das Leben vorbereitet habe? „Ich habe null Ahnung“, sagt die Pädagogin, die in Schlüchtern als Tochter des dortigen Sparkassendirektors geboren und zusammen mit ihrer Schwester – ebenfalls Lehrerin – aufgewachsen ist.
Nachdem sie dort am Ulrich-von Hutten-Gymnasium ihr Abitur gemacht hatte, studierte sie in Frankfurt Lehramt für die Sekundarstufe 1.Ihr Wunsch war eigentlich, an einer Gesamtschule zu unterrichten, an der Raunheimer Pestalozzi-Grundschule bekam sie zwei erste Klassen. „Ich war für ältere Schüler ausgebildet und hatte keine Ahnung, wie ich diesen Kindern Lesen und Schreiben beibringen sollte“, erzählt Ringler. Doch das Kollegium habe sie hervorragend unterstützt. „Für mich war es das Schönste, zugucken zu können, wie die Kinder lernen“, sagt sie.
Seit 1985 lebt Ringler (61) in Bad Vilbel. In der Quellenstadt wuchs auch ihr heute 29-jähriger Sohn Florian auf. 1989 folgte mit der Übernahme der Schulleitung an der Stadtschule auch der berufliche Wechsel in die Quellenstadt. In den 15 Jahren ihres Wirkens dort hat sie neue Maßstäbe gesetzt. So wurde unter ihrer Leitung an der Stadtschule die erste Betreuungsschule im Wetteraukreis eingerichtet. Außerdem hat Ringler an der Konzeption der neuen Schuleingangsstufe mitgearbeitet und das Modell des jahrgangsübergreifenden Lernens in der ersten und zweiten Klasse an der Stadtschule umgesetzt. Für ein Jahr ging sie an die Ketteler-Francke-Schule in Bad Homburg, ehe sie 2005 auf dem Heilsberg die Leitung der Ernst-Reuter-Schule übernahm. Auch hier lag ihr die Betreuungsschule besonders am Herzen. 2010 hat sie mit der Vertragsunterzeichnung mit dem ASB die Weichen für ein Ganztagsangebot gestellt. In den zweiten Klassen wurde in Kooperation mit der Musikschule das Instrumentenkarussell eingerichtet. Als große Errungenschaft sieht sie das Schulvorbereitungsjahr an.
Trotz des energischen Widerstandes der Eltern, auf deren Seite sie entschieden gekämpft habe, verfügte das Kultusministerium, dass Haupt- und Realschule auslaufen und die Ernst-Reuter-Schule zur reinen Grundschule mit derzeit 265 Schülern werden sollte. Vor einem Jahr haben die letzten Hauptschüler die Schule verlassen, am 11. Juni wurde die letzte Abschlussklasse der Realschule verabschiedet. „Mit ihnen knipse ich nun das Licht für Haupt- und Realschule aus“, sagt Ringler dann doch etwas wehmütig. „Viele Reformen“ habe es während ihrer Dienstzeit gegeben, „vieles ist an den Schulen ausprobiert worden“, resümiert Ringler. Für die Lehrer sei zur Erziehung und Wissensvermittlung eine Vielzahl von sozialen und pädagogischen Aufgaben neu hinzu gekommen. „Der Beruf stellt eine große Herausforderung dar“, sagt die erfahrene Lehrerin und Schulleiterion. „Man kann als Lehrer viel daraus machen, wenn man bereit ist, sich zu engagieren.“ Deshalb sei es auch „nicht gut, wenn Lehrer zu lang – etwa bis 67 – arbeiten“. Sie will das auch nicht, hat sich daher für eine dreieinhalbjährige Freistellungsphase entschieden und genießt lieber ihre neu gewonnene Freizeit auf ihrer Lieblingsinsel Kreta – endlich mal außerhalb der Hauptsaison.