Bad Vilbel. Zwischen Berlin und Bad Vilbel liegen exakt 560 (Straßen-) Kilometer. Das hat der Vilbeler Steinmetz Wilhelm Wirth auf dem von ihm angefertigten Granitstein unter dem Berliner Bären eingemeißelt.
„Dieser Stein ist mehr als ein Stein“, sagte Stadtrat Klaus Minkel (CDU) gestern. „Er erinnert an das deutsche Schicksal, die Teilung des Landes und der Hauptstadt Berlin. Der Stein ist zugleich ein Symbol für Unrecht und Mord. Er soll die Bevölkerung an ihre Geschichte erinnern und mahnen.“ Bad Vilbel gehörte zu den letzten Städten, die einen Meilenstein aufstellten.
„Die Geschichte gab uns Recht, vier Jahre später fiel die Mauer“, sagte Minkel. Aufgestellt wurde der Meilenstein in Bad Vilbel auf Initiative vom ehrenamtlichen Heilsberger Stadtrat Ernst Theodor Damm, der sich stets für Berlin und die Deutsche Einheit einsetzte. Der Stein war von 2004 bis 2010 im städtischen Betriebshof eingelagert. Abgebaut wurde er wegen der Sanierung des Alten Rathauses.
Für die Wiederaufstellung des Steines engagierte sich Michael Damm. Er übergab gestern an Klaus Minkel einen Antrag fürs Hessische Kultusministerium, in dem gefordert wird, den Vilbeler und alle anderen Meilensteine unter Denkmalschutz zu stellen. Mehr als 200 Berliner „Meilensteine“ wurden zwischen 1954 und 1989 an Autobahnen und Bundesstraßen und in Städten aufgestellt. Die Idee, alle 100 Kilometer auf den Autobahnen Kilometersteine mit dem Bärenmotiv von Renee Sintenis, die auch die Berlinale-Skulptur gestaltete, und der Kilometer-Angabe aufzustellen, hatte im Jahr 1954 Gerd Bucerius, der Herausgeber der Zeitung „Die Zeit“.
Damals war er unter Kanzler Konrad Adenauer Bundesbeauftragter für die Förderung der Berliner Wirtschaft. Er stiftete 1954 den ersten an der Autobahn Aachen aufgestellten Stein mit der Kilometer-Angabe 623,5. Angegeben ist die Entfernung zwischen dem jeweiligen Standort und dem Nullpunkt am ehemaligen Dönhoff-, heutigen Spittel-Platz in Berlin.
Der Bund der Berliner und die Freunde Berlins (BdBFB) nahm die Idee von Bucerius auf. Die Mitglieder setzten sich für die Verbreitung der Meilensteine in der ehemaligen BRD als Solidaritäts- und Erinnerungszeichen ein. Heinz-Constantin Last von 1988 bis 1998 Präsident des BdBFB, sagte: „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Zukunft nicht gestalten. Der Vilbeler Meilenstein hat einen tollen Standort mitten in der Stadt.“
Dank der Initiative des „Bad Vilbeler Anzeigers“, der im vergangenen Jahr auf Bärensuche ging und das vergessene „Wahrzeichen“ im städtischen Betriebshof ausfindig machte, kehrte der 100. Berliner Bär in die Öffentlichkeit zurück und schmückt jetzt als Meilenstein der Geschichte das Alte Rathaus.