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Abschied vor großer Kulisse-Musiklehrer Herbert Helfrich dirigierte mit Carl Orffs „Carmina Burana“ ein mitreißendes Konzert und feierte einen großen Erfolg

Bad Vilbel. Herbert Helfrich hatte schon kurz nach seiner Einstellung am GBG 1984 mit einem großen Südamerikafest die Büchner-Chöre und sein Lieblingskind, den gemischten Chor „zwischenTöne“, zusammengeführt. An einer Aufführung des „Judas Maccabäus“ von Händel waren später immerhin 150 Mitwirkende beteiligt. Aber die Carmina war nun sein absolutes Meisterstück.

Nur wenn ein besonderes Ereignis herausgestellt werde, wie hier seine Verabschiedung aus dem Beruf, könne es überhaupt gelingen, so viele Menschen unter einem Dirigentenstab zu vereinen – aber auch Sponsoren zu werben, die so ein Großevent unterstützen, sagt Helfrich. Auf Carl Orffs 1937 in der Frankfurter Oper uraufgeführtes einzigartiges Monumentalgemälde des mittelalterlichen bäuerlichen Lebens mit Liebesgenuss, Saufgelagen, Naturliebe und Verehrung der Glücksgöttin Fortuna fiel Helfrichs Wahl, „weil mir das Stück liegt“. Aber auch die Herausforderung, ein Riesenensemble von 200 Menschen unterschiedlichsten Alters, Sänger und Instrumentalisten im Takt zu halten, habe ihn gereizt. Weißhaarig, im schwarzen Tuch mit roter Fliege, vor großer Kulisse verzichtete er darauf, mit den Armen herum zu rudern. Er behielt die Aufführung mit sparsamen Handbewegungen und ebenso zurückhaltender Körpersprache im Griff. „Ich musste Kontakt halten zu den Mitwirkenden und ebenso zum Publikum“, sagt er. Und freut sich: „Der Beifall des Publikums war beglückend.“

Der Konzerttermin stand schon vor einem Jahr fest. Dennoch gab es Kollisionen mit Burgfestspielen, Hessentag, Kirchentag in Dresden und einem Konzert des Massenheimer Chors „Frohsinn“. Funktioniert hat das Ganze laut Helfrich auch nur deshalb, weil er sich auf die Mithilfe seiner Kolleginnen Ulrike Bacher und Nadine Maurer für die GBG-Chöre der Jahrgangsstufen sechs bis 13 und auf „seine“ „zwischenTöne“ absolut verlassen konnte. Der Stimmbildnerin Brunhilde Böhm sei er zu besonderem Dank verpflichtet: „Sie hat mir viel Arbeit abgenommen.“

Und dann die Solisten. Katharina Kutsch (Sopran), Christian Dietz (Tenor) und der chinesische Bariton Yang Li, drei Gesangskünstler am Beginn einer hoffnungsvollen Karriere – sie wurden mit Orffs Carmina an die Grenzen der menschlichen Stimme geführt. Katharina Kutsch, die in ungeahnte Höhen klettern musste, bekam Sonderbeifall. Yang Li und Christian Dietz erfüllten mit ihrem Gesang auch mit kräftiger Kopfstimme die nicht gerade für Musikaufführungen konstruierte alte Sporthalle. Die Berufsmusiker des Südhessischen Kammerensembles hatten nur zwei Proben mit den Chören und lieferten eine handwerklich gute Begleitung ab.

Der Chor feierte bei der letzten Aufführung am Sonntagabend ihren Herbert. Im Defilee drückten sie Helfrich je eine Rose in die Hand. Es gab Küsschen und Umarmungen. Der Held dieser Wochenendes war gerührt – und das Publikum wollte gar nicht aufhören Beifall zu klatschen. Das Stück „Tempus es iocundum“ (frei übersetzt: „Männer und Frauen drängen danach, ihre Frühlingsgefühle miteinander auszuleben“) wurde den Zuhörern als Zugabe spendiert. Es ist ein Lieblingsstück des baldigen Büchner-Pensionärs.