Karben. Einen kleinen Moment noch. Verwaltungsleiter Hans-Jürgen Schenck schnappt sich die Papiere und stürmt aus dem Sitzungszimmer. Sie müssen schnell noch einmal kopiert werden. Denn Michael Ottens (FW) hat die Unterlagen zuhause vergessen. Ein kleines Malheur zum Start in der neuen Rolle.
Vier neue Stadträte sitzen am großen Holztisch. „Ich bin plötzlich ganz schön alt geworden“, sagt Bürgermeister Guido Rahn (CDU) und schmunzelt. In der vorherigen Stadtregierung war er der jüngste, nun liegt er altersmäßig in der Mitte. Tina Rodriguez (parteilos) aus Rendel, die für die Grünen am Tisch sitzt, ist mit 37 die jüngste – Otmar Stein (CDU) mit 70 der älteste. „Eine gute Spannbreite“, freut’s den Rathauschef.
Kurz nach 16 Uhr beginnt an diesem Montag die erste Sitzung des Magistrats. Der Bürgermeister hat in den vergangenen Tagen die letzten Personalfragen geklärt. So ist Otmar Stein vom Gesetz her der Vizebürgermeister, und auch Michael Ottens als Vertreter des Koalitionspartners akzeptiert das. „Er ist auch der Dienstälteste mit mehr als 25 Jahren im Magistrat“, sagt Rahn.
Wie schon im vergangenen Jahr haben alle Stadträte wieder Zuständigkeiten erhalten. Otmar Stein ist wieder für die Wirtschaftsförderung zuständig. FW-Stadtrat Michael Ottens soll sich um die Stadtwerke kümmern. Kultur und Integration sind die Bereiche für Philipp von Leonhardi. Auch das Thema Dorferneuerung Groß-Karben wolle er noch von Jürgen Hintz an von Leonhardi (beide CDU) übertragen, weil dieser tiefer in der Materie stecke, so Rahn. Stadtrat Matthias Flor (SPD) soll von seinem Parteifreund und Amtsvorgänger Adolf Koch das Thema Städtepartnerschaft übernehmen. Stadträtin Tina Rodriguez möchte Rahn gern mit dem Internetauftritt sowie der Außendarstellung der Stadt und dem Thema neue Medien betrauen.
Wie üblich tagt der Magistrat an diesem Montag geheim. Lediglich Verwaltungsleiter Hans-Jürgen Schenck ist als Schriftführer dabei.
Und die Stadträte fällen gleich wichtige Entscheidungen. Die wohl wichtigste: Sie vergeben den Auftrag für die schalltechnische Planung des Lärmschutzwalls, den die Stadt für 200 000 Euro zusätzlich an der Nordumgehung bauen will. Darin würden Anregungen der Bürgerinitiative „Rettet die Nidda-Aue“ berücksichtigt, die gegen das Straßenprojekt klagt.
„Wir wollen nun konkret herausfinden, wie der zusätzliche Lärmschutz wirkt, wie hoch er sein muss und was er kostet“, erklärt Rahn. Und das Gutachten soll die Kritiker davon überzeugen, dass sie ihre Klage gegen das 14-Millionen-Euro-Vorhaben zurücknehmen. (den)