Karben. „Schau mal, das ist ein Grasfrosch“, sagt Ulrike Loos und öffnet vorsichtig ihre Hand. Erik (5) und die anderen Teilnehmer schauen neugierig auf den dicken, grünen Frosch, der angesichts der auf ihn gerichteten Blicke regungslos in der Handinnenfläche sitzen bleibt. Nachdem er gebührend bewundert wurde, lässt Ulrike Loos den Frosch zurück in sein Element springen, die feuchten Wiesen entlang des Bachlaufes.
Der BUND hat Bürger und Mitglieder eingeladen, bei einer Wanderung durch das Heitzhöferbachtal zu schauen, was sich im Laufe der mehrjährigen BUND-Patenschaft dort getan hat. Die Pflege der Landschaft rund um den Bach etwa durch das Pflanzen von standorttypischen Gewächsen ist eines der großen Projekte, das der Karbener Ortsverband in seinem 25-jährigen Bestehen bis heute mit großer Beharrlichkeit verfolgt.
Im Jahr 1995 begannen die rund zwei Jahre dauernden Renaturierungsmaßnahmen an dem Bach, der zuvor ein begradigter Graben war. Das Konzept hierzu legte der BUND vor, die Renaturierung wurde von der Stadt Karben und mit Mitteln des Landesprogrammes Naturnahe Gewässer finanziert.
Vieles hat sich getan. Die BUND-Aktiven haben alte Fotos mitgebracht, auf denen die schrittweise Entwicklung deutlich wird. Während auf den blühenden Streuobstbäumen die Vögel zwitschern, steht die Gruppe still und hört Peter Hofmann zu. Er berichtet kenntnis- und detailreich von den Anfängen der Renaturierung des Baches, der keine Quelle besitzt, da er durch den Zusammenfluss mehrerer kleiner Bäche entsteht.
Bei der Wanderung der Gruppe durch Wiesen oberhalb des Bachlaufes, hinunter zum Bach und durch Streuobstwiesen zurück zum Haus der Naturfreunde lassen sich Hasen, Vögel und ein Fasan aufschrecken und suchen Schutz in den Hecken. Mit leuchtenden Augen kommt Erik angelaufen und zeigt stolz zwei große Weinbergschnecken, die er neben dem Weg gefunden hat.
Beim Halt in einem kleinen Auenwäldchen unweit des Klötzelteiches wird der Erfolg der Renaturierung deutlich sichtbar. Idyllisch plätschernd sucht sich der schmale Bach seinen Weg, an seinen Ufern wachsen Erlen, Weiden und Eschen sowie Schilf, Binsen, Schwertlilien und vieles mehr. Ulrike Loos fischt einen dicken Stein aus dem Wasser. Auf dessen Rückseite krabbeln ein Egel, ein Bachflohkrebs sowie die mit bloßem Auge kaum zu erkennende Larve einer Köcherfliege. „Da ist Leben im Bach“, bilanziert Loos zufrieden. Umgestürzte Bäume liegen herum, an der „gewollten Unordnung“ rund um den Bach werde deutlich: „Da hat sich etwas im Bewusstsein gewandelt“, sagt Hofmann.
Gegen Ende der zweistündigen Wanderung verweisen die Umweltschützer auf eine Gehölzhecke, die sich weithin sichtbar am Hang oberhalb von Groß-Karben Richtung Wald befindet. Sie hätten insgesamt mehr als 10000 Gehölze auf Karbener Gemarkung gepflanzt, sagt Loos. Anschließend klingt der Nachmittag beim gemütlichen Beisammensein im Naturfreunde-Haus aus.