Karben. Die Auswertung des Fragebogens über die Form des Wohnprojektes haben die Initiatoren ebenso wie die Vereinsgründung bei ihrem Treffen im evangelischen Gemeindehaus Klein-Karben vertagt. Zunächst berichteten Renate Breiter und Claudia Bock den Interessenten, unter denen sich auch Pfarrer Werner Giesler befand, über ihren Besuch mit weiteren Kärber Bürgern beim „Wohnprojekt Wohnsinn“ in Darmstadt-Kranichstein.
Dort leben auf einer großzügig, u-fömig um einen Innnenhof gruppierten Anlage in 39 Wohneinheiten 88 Menschen zusammen. Die Bewohner setzen sich zu je einem Drittel aus Familien, Senioren und Behinderten zusammen. Die Besucher wurden von Wohnsinn-Referent Willi Wagner durch die Anlage geführt: „Wer hier einzieht, muss sich einbringen.“ Das heißt: Jeder Bewohner muss ein Amt übernehmen, das den Gemeinschaftssinn stärkt. Geregelt wird das Miteinander in einer Satzung. „Konflikte können durch Regeln gelöst werden. Die Wohnqualität in den barrierefreien Wohnungen und auf dem Gelände ist groß“, schwärmt Renate Breiter. Es gibt auf dem Gelände keine Garagen, aber Parkstreifen, einen Fahrradkeller, ein Gemeinschaftsauto und eine Straßenbahnhaltestelle in der Nähe.
Um ein solches Projekt in Karben zu realisieren, bedarf es einer großzügigen Planung. „Wir brauchen hier mindestens 30 Wohneinheiten“, sagte Pfarrer Giesler. Bürgermeister Guido Rahn (CDU) stellte der Initiativgruppe 2000 Quadratmeter Fläche im Stadtzentrum in Aussicht. Die Fläche könne bei Bedarf erweitert werden.
Unter den Teilnehmern des Treffens war auch Karen Hofmann aus Bad Vilbel von der Selbsthilfegruppe der Bürgeraktive „Alternative Wohnformen für Behinderte“ (www.leben-für-alle.de). Sie bat die Gruppe sich zu überlegen, ob sie sich eine Inklusion von körperlich und geistig behinderten Menschen in ihrem Wohnprojekt vorstellen könnten. „Wir suchen für eine Gruppe von vier bis acht Personen zwischen 18 und 22 Jahren eine bis zu 400 Quadratmeter große Wohnung. Für die Betreuung würden wir einen Träger besorgen“, sagte die Mutter eines behinderten Sohnes. Voraussetzung seien Barrierefreiheit und die Bereitschaft der Bewohner. „Wohnraum für diese Gruppe junger Leute gibt es nicht auf dem Markt. Er muss erst geschaffen werden. Jeder kann durch einen Unfall in diese Lage kommen.“ Die Eltern wollen für ihre Kinder ein Stück Normalität, damit sie an der Gemeinschaft teilnehmen können und nicht in ein Heim abgeschoben werden.
„Jeder Mensch hat seine Besonderheit. Wenn sie zustimmen, dann wäre es ein Pilotprojekt. Unsere Kinder haben keine Lobby, nur uns“, appellierte Karen Hofmann an ihre Zuhörer. Doch die sind noch nicht soweit. „Chancen und Schwierigkeiten eines solchen Wohnprojektes, ob Ü50, generationenübergreifend und mit oder ohne behinderte Menschen, müssen abgewogen werden“, sagte Pfarrer Giesler. Die Gruppe denke derzeit alle Möglichkeiten an. Die Entscheidung über die in Karben zu realisierende Projektform soll beim nächsten Treffen fallen. Dann erst müsse jeder entscheiden, was er will. Zuvor werde eine Gruppe die Satzung aus Darmstadt-Kranichstein vorstellen, eine andere über das kleinere, Ü50-Wohnprojekt der „Preungesheimer Ameisen“ informieren. Von den bisher ausgewerteten Fragebögen sprachen sich neun Interessenten für ein Ü50-Wohnprojekt aus, vier Bürger wünschen sich generationenübergreifendes Wohnen und sechs lehnen dies strikt ab. Nach der Vereinsgründung soll ein Berater für die weitere Planung des Projektes hinzugezogen werden.
Das nächste Treffen der Gruppe „Gemeinschaftliches Wohnen in Karben“ findet am Donnerstag, 12. Mai, 18 Uhr, im evangelischen Gemeindehaus Klein-Karben, Am Lindenbaum 8, statt