Karben. Tim Schneider zuckt die Schultern, blickt zum Eingang des Rewe-Marktes in der Saint-Égrève-Straße. „Wüsste nicht, wo wir uns sonst treffen sollten.“ Der Rewe-Parkplatz, der Bahnhof Groß-Karben, der Boule-Platz hinterm Bürgerzentrum, der Basketballplatz an der TG-Turnhalle – dort sei immer irgendetwas los, erklärt der Sechzehnjährige. Sein Freund Sebastian Opper (17) stimmt zu. „Außerdem sind rundum Möglichkeiten, um sich zu versorgen.“
Trinken, reden, ein klein bisschen Freiheit abseits von zu Hause genießen – die Jugendlichen verbringen große Teile ihres Wochenendes dort. Auch Rene Rapior aus Groß-Karben trifft sich dort oft mit mehreren Freunden. Nach den Treffen bleiben leere Flaschen, Chipstüten und Kippen zurück. Auch die Lautstärke der jungen Leute ist ab und zu bereits zum Problem geworden, sagt Volkert Penkwitt. Der Petterweiler, der auch für die CDU im Parlament sitzt, ist ehrenamtlicher Helfer im Freiwilligen Polizeidienst.
An den Jugendtreffpunkten sieht er öfters nach dem Rechten. Die meisten Jugendlichen seien einfach nur auf der Suche nach einem Platz, an dem sie ohne Aufsicht Spaß haben könnten. Dass die Jugendlichen beim Alkohol über die Stränge schlagen oder zu laut werden, passiere selten. „Es gibt natürlich Einzelne, die sich nicht korrekt verhalten“, sagt Penkwitt. Doch werde oft von diesen wenigen auf „die Jugend“ im Allgemeinen geschlossen.
Bürgermeister Guido Rahn sieht die Jugendlichen selbst nicht als Problem an. „Es sind eher die Spuren, die sie hinterlassen. Zerstörte Mülleimer und der ganze Dreck müssen doch nicht sein.“ Das Problem mit dem Dreck gäbe es nicht, wenn die Jugendlichen einen anderen Treffpunkt hätten, für den sie mitverantwortlich wären, sind sich Tim, Sebastian und Rene einig. Ein überdachter, zentraler Raum, wo man sich mit Freunden treffen könnte – ideal. „Dort könnte man Musik hören und mit den Jungs etwas trinken“, sagt Rene. „Im Jugendkulturzentrum Jukuz gibt es solch einen Raum“, entgegnet Rahn. „Er wird nur nicht genutzt.“ Dort können Jugendliche Billard spielen, Musik hören und kickern.
Doch warum nutzt die Zielgruppe das nicht? „Bei ihr kommt ein kontrolliertes Angebot nicht so an“, weiß Eric Reifschneider. Der Student organisiert mit Freunden Partys in Karben, seit drei Jahren im Verein Kulturscheune (KSK). Alkohol- und Rauchverbot sowie zeitliche Beschränkungen passten nicht zum Freiheitsdrang der Heranwachsenden, weiß Reifschneider.
Weil die Lage nicht besser wird, tüftelt der Verein an einem Alternativkonzept. Auch Tim findet, dass sich Stadt und Jugendliche entgegenkommen müssten. „Wir müssen da nachhaken.“ (den)