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Mohrs großes Finale-Dirigent der Stadtkapelle Bad Vilbel verabschiedet sich beim Jahreskonzert

Bad Vilbel. Bei zwei Konzerten im Kultur- und Sportforum Dortelweil funkelten über den knapp 60 Musikanten rote und blaue Scheinwerfer wie in der Disco und auf Projektionswänden flimmerte ein Animationsfilm. Das gab’s noch nie seit dem Gründungsjahr der Stadtkapelle 1883 und war manchen gar zu viel Lichtershow, die der Eventservice von Daniel Schneider auf die Beine gestellt hatte. Peter Mohr (47) aber hatte einen gewaltigen Abgang als Dirigent.

Am 2. April 2000 hatte Mohr erstmals das Hauptorchester geleitet. Er ist schon seit seinem elften Lebensjahr in der Stadtkapelle aktiv, spielt Schlagzeug und Posaune. Nach zwölf Jahren will er nun wieder in die Bläsergruppe zurückgehen. „Jetzt ist die Luft draußen“, sagt er. Ein Neuer soll ran und dem Orchester einen neuen Motivationsschub verleihen. Der Nachfolger hat sich gefunden. Er wird im Herbst sein Amt antreten, ist Bad Vilbeler. Mehr wird vom Verein noch nicht verraten.

Von mangelnder Motivation war bei diesem Konzert nichts zu spüren. Wie gewohnt hatte am Sonntag der Nachwuchs in Gestalt des Blockflöten- und Schülerorchesters unter Leitung von Wolfgang Beck den Vortritt und imponierte vor allem mit der Bearbeitung von Michael Jacksons „Thriller“. Das Hauptorchester spielte sich mit dem berühmten Triumphmarsch aus Verdis Oper „Aida“ warm. Dann wagte sich Mohr auf Reise „In 80 Tagen um die Welt“. Das Medley von Otto M. Schwarz wurde von einem Animationsfilm untermalt. Eine Herausforderung waren die ständig wechselnden Rhythmen, die auch noch genau mit den Bildern koordiniert werden mussten. Mohr hatte einen Bildschirm vor sich und konnte verfolgen, wie die Filmemacher den Eiffelturm stürzen, den schiefen Turm von Pisa aber stehen ließen, wie Motive aus allen Großstädten der Welt passierten. Lange anhaltender Beifall entließ das Orchester in die Pause, das es dann mit „Zarathustra 2000“, mit „Soul Bossanova“ und „Copacabana“ schwungvoller angehen ließ.

Immer aber spielte Mohr Stücke, die in die Oberstufe der einschlägigen Schwierigkeitsklassen reichten. Dann aber trauten die Zuhörer ihren Augen und Ohren nicht: Orchestermitglied Vildo Ferri kam mit einem selbst konstruierten Karren in den Saal und bot lautstark und kostenlos italienisches Eis feil. Das halbe Orchester verließ die Bühne und spielte im Saal in Chris Barber-Manier den Schlager „Ice cream, juice creme“ und everyone wollte es. Es gibt die Sage, dass das Orchester dieses zugegeben schwierige Stück besonders oft geprobt haben soll. Leckeres Eis nämlich hat Ferri zu jeder Übungsstunde spendiert.