Karben. 40 plus X hatten die Christdemokraten erhofft, nun scheint eine absolute Mehrheit greifbar. „Phänomenal“ sei das, findet Guido Rahn. Den ganzen Montag über wird in allen Amtsstuben im Rathaus ausgezählt, werden Stimmen im Computer erfasst. 90 Mitarbeiter und ehrenamtliche Helfer sind bis in den Abend hinein damit beschäftigt.
Kurz nach 17 Uhr ist klar: Für die absolute CDU-Mehrheit reicht es doch nicht. Zwar beschert das Auszählen der kumulierten und panaschierten Stimmen besonders der CDU noch 2,3 Prozent mehr gegenüber dem Trendergebnis vom Wahlabend. Den 19. Sitz im Parlament verfehlt die Partei aber mit 49,8 Prozent der Stimmen.
Doch der Bürgermeister scheint mit dem Ergebnis zufrieden zu sein. Eine absolute Mehrheit berge die Gefahr, dass man überheblich werden könne, sagt er. Er möchte lieber den kritischen FW-Mann Michael Ottens an seiner Seite haben.
So hat die CDU nun ein Luxusproblem: Sie kann sich ihren Partner unter den Koalitionären aussuchen. FW und FDP wollen mit der CDU darüber sprechen. „Wir wollen uns nicht gegenseitig auf die Füße treten“, sagt FDP-Chef Oliver Feyl. Sollte seine Stimme nicht mehr nötig sein, müsse die Partei entscheiden, ob sie weiter koalieren wolle.
Anders als am Wahlabend vermutet konnte Feyl sein Stadtverordnetenmandat verteidigen, obwohl die FDP von 3,4 auf 1,9 Prozent abrutschte. „Da liegen wir voll im Bundestrend“, sagt Feyl.
Aber auch Juniorpartner Zwei muss Federn lassen: 0,6 Prozent weniger als 2006 holten die Freien Wähler. „Damit haben wir unser Wahlziel ,zehn plus X‘ leider nicht erreicht“, räumt Spitzenfrau Laura Macho ein. Die FW seien immerhin „relativ stabil“ geblieben und das Ergebnis zeige, dass die „Koalition eindeutig vom Bürger gewollt“ werde. Auch räumt Macho ein, dass die CDU „wohl die richtigen Themen“ besetzt habe, indem Guido Rahn etwa erneuerbare Energie vorantreibe. „Er macht einen guten Job.“ So wollten auch die FW die Koalition weiterführen.
Während FW und CDU am Montag den zweiten Abend in Folge feierten, zog sich die SPD „Bei Anna“ hinter verschlossene Türen zurück. Sie hat ein sattes Minus von 11,9 Prozent gegenüber 2006 eingefahren. Nur noch 27,5 Prozent sind übrig bei der Partei, die bis vor zehn Jahren unangefochten allein regiert hatte und bis vor einem Jahr den Bürgermeister stellte.
„Das ist katastrophal“, räumt Spitzenkandidat Thomas Görlich ein. „Wir haben anscheinend unsere Zielgruppe nicht erreicht.“ Fehler bei der Partei sieht der Fraktionschef aber nicht: „Wir haben einen guten Wahlkampf gemacht, unser Programm war nachvollziehbar und griffig.“ Vielmehr liege das Minus im Bundestrend. Dass der Verlust in Karben „etwas höher“ ausfalle, liege „am guten Lauf von Guido Rahn“. Die Koalition setze nun all das um, was sie in der Zeit des rot-grünen Magistrats vier Jahre lang blockiert habe.
Alexandra Hinkel zieht mit einem Sitz für die Linke gleich beim ersten Versuch ins Parlament ein. Gegenüber dem Wahlabend sank ihr Anteil leicht auf 2,7 Prozent. Noch etwas deutlicher sank der Anteil der Grünen. Sie verbessern sich „nur“ von 7,3 auf 10,9 Prozent.
Im Bürgerzentrum stehen die CDU-Leute, schauen staunend auf die hohen schwarzen Balken der Grafiken. „Wahnsinn“, sagt Stadtrat Ottmar Stein leise. „Ich habe ja mit einem guten Ergebnis gerechnet. Aber nicht damit.“ Guido Rahn nickt. „Damit“, sagt er und zeigt nach vorn, „werden wir bescheiden und verantwortungsvoll umgehen.“ (den)