Bad Vilbel. Die CDU muss auf Partnersuche gehen. Und will sich erwartungsgemäß der FDP annähern. Die Christdemokraten haben im 45-köpfigen Parlament nur noch 21 Sitze (minus 4), die FDP verliert ein Mandat und wird nun mit Gesine Wambach und Heike Freund-Hahn in die Stadtverordnetenversammlung einziehen. Zusammen kämen die beiden Parteien auf 23 Sitze – die denkbar knappste Mehrheit!
„Wir sind froh, dass wir weiter Bad Vilbel mitgestalten dürfen“, zeigt sich CDU-Chef Tobias Utter erleichtert. Denn nach dem Trend-Ergebnis vom Sonntagabend hätte Schwarz-Gelb noch keine Mehrheit gehabt, sondern die SPD hätte mit den Grünen und den Freien Wählern ein Bündnis schmieden können. Doch das ist nun hinfällig. Utter: „Wir werden nun Gespräche bevorzugt mit der FDP aufnehmen, weil uns mit ihr thematisch viel verbindet.“
Auf offene Türen stößt er erwartungsgemäß bei der liberalen Spitzenkandidatin Gesine Wambach: „Die CDU ist unser Wunschpartner!“ Gemeinsam soll die Kinderbetreuung („individuell für alle Familien“) ausgebaut und der Quellenpark endlich vermarktet werden, damit wieder Geld in die Stadtkasse kommt. Und natürlich soll die Neue Mitte samt Mediathek gebaut werden.
Dass sich die Liberalen aber nicht einfach ins politische Bett der CDU legen wollen, macht Vilbels FDP-Vorsitzender Kai König deutlich: „Wir sind jetzt das Zünglein an der Waage . . .“ Heißt konkret: Die Liberalen werden Forderungen stellen. Zum Beispiel nach einer „Transparenzplattform“ im Internet, auf der die Bürger die jeweiligen Sachstände zu aktuellen Themen wie Kombibad oder Neue Mitte finden können. Ob und welche personellen Forderungen die Liberalen stellen, wollte König noch nicht sagen. Unter anderem damit wird sich seine Partei in der kommenden Woche beschäftigen. König erwartet auf jeden Fall einen sachlicheren Umgangston im Parlament als bisher. Und: „Ich wünsche mir eine konstruktive Zusammenarbeit mit allen Parteien – wenn jemand einen guten Vorschlag macht, soll der auch umgesetzt werden!“
Das geht schon sehr in Richtung einer weiteren Möglichkeit, die SPD-Vorsitzender Udo Landgrebe ins Spiel brachte: Das Regieren mit wechselnden Mehrheiten. „Ich fände es spannend, wenn Bürgermeister Stöhr dazu den Mut hätte! Das wäre im Sinne einer größeren Bürgerbeteiligung.“ Für realistisch hält Landgrebe das Gedankenspiel jedoch nicht. „Ich habe aber auch Zweifel, ob eine CDU/FDP-Koalition fünf Jahre stabil bleibt – schließlich ist das eine Koalition der Verlierer“, verweist der Sozialdemokrat auf die Verluste der CDU (minus 8,8 Prozent) und der Liberalen (minus 2 Prozent). Er zieht daraus seine Schlüsse: „Wenn sich zwei Verlierer zusammentun, ist das eine echte Perspektive für eine starke Opposition!“ Wobei Landgrebe trotz des leichten Plus von 0,8 Prozent freimütig einräumt, dass er gerne zwei oder drei Sitze mehr bekommen hätte.
Klarer Wahlsieger sind die Grünen. Sie verdoppeln fast ihre Sitze von fünf auf neun, die Prozente von 10,2 auf 18,9. Entsprechend gut gelaunt zeigte sich Spitzenkandidatin und Fraktionsvorsitzende Hannelore Rabl. Sie bedauert, dass es zu einem kompletten politischen Neuanfang in Bad Vilbel nicht ganz reicht „und unter anderem der von uns als dringend notwendig erachtetet Streetworker für die Jugendarbeit leider nicht kommt“. Immerhin wollen die Grünen enger mit der SPD und den Freien Wählern zusammenarbeiten – „wenn sie es wollen“. Grünes Hauptthema soll die Sanierung der städtischen Finanzen sein. Strahlende Gesichter auch bei den erst vor zwei Jahren gegründeten Freien Wählern (FW) von Bad Vilbel: „Wir sind glücklich, mit zwei Sitzen ins Parlament einzuziehen“, sagte Manfred Manthey. Der Ex-FW-Bürgermeisterkandidat wird dort mit seinem Vorsitzenden Martin Gecks Platz nehmen. „Wir verstehen uns als Sprachrohr der Unzufriedenen und der schweigenden Mehrheit“, betont Manthey. Die CDU signalisierte, „weiter verstärkt mit den Bürgern kommunizieren und den begonnenen Dialog fortzusetzen“ zu wollen. Dabei räumte Parteichef Utter ein, „dass wir den Bad Vilbelern durch die Umgestaltungen einiges zugemutet haben“. Die Veränderungen – zum Beispiel in der Neuen Mitte – seien aber richtig und notwendig. Seite 3