Bad Vilbel. Dies sei ein weiterer Schritt in der Zusammenarbeit der beiden Städte, erklärte der Bad Vilbeler Bürgermeister Stöhr. Um dies möglich zu machen, haben Bad Vilbel und Karben zunächst auf eine Änderung des Personenstandsgesetzes gedrungen, die bereits im Jahr 2008 umgesetzt wurde. Seither darf eine Gemeinde oder Stadt auch Standesbeamte aus Nachbargemeinden bestellen.
Das ermögliche, „dass wir vertretungsweise zusammenarbeiten können“, sagte Stöhr. Gedacht ist nämlich nicht etwa daran, Stellen oder gar Standorte aufzugeben. Vielmehr solle in Urlaubs- und Krankheitsfällen der Kollege aus der Nachbarstadt einspringen.
Das spare immerhin 2000 bis 3000 Euro jährlich, kalkuliert Karbens Verwaltungschef Rahn. Denn bisher mussten Kollegen aus anderen Ressorts einspringen, wenn Not am Mann war. Sie hätten für die immer komplexere Materie des Personenstandsrechtes immer wieder nachgeschult werden müssen – und seien dann auch in ihrem Bereich ausgefallen.
Noch wichtiger aber ist den beiden Rathauschefs, dass die Qualität der Auskünfte steigen soll, wenn sie künftig nur noch von hauptberuflichen Standesbeamten geleistet werden. Drei Beamte gibt es in der Stadt Bad Vilbel, zwei hauptamtliche Mitarbeiter sind es in Karben.
Was das bedeutet, erläutert der Karbener Standesbeamte Reinhold Schnitzler. Nicht nur sei sein Rechtsgebiet im Jahr 2009 völlig neu gefasst worden. Hinzu komme, dass die Bundesrepublik Deutschland als einziges Land der Europäischen Union alle ausländischen Namensrechte anerkenne.
So habe er gerade über die deutsche Botschaft im australischen Canberra eine Anfrage eines deutschen Vaters gehabt, der mit seiner schwedischen Frau einen deutschen Kinderausweis beantragen wollte. Theoretisch könnte dies dann nach deutschem, schwedischen oder australischem Recht erfolgen.
Sein Bad Vilbeler Kollege Dieter Haas hatte zeitgleich eine Anfrage aus Moskau. Solche Aufgaben kosten die Standesbeamten den überwiegenden Teil ihrer Arbeitszeit.
Doch auch bei Todesfällen gibt es knifflige Fälle: was erben etwa nichteheliche Kinder? Dabei gibt es in den Rathäusern schon genug Mehraufwand mit dem elektronischen Personalausweis, berichtet Rahn. Dessen Bearbeitungszeit dauere mindestens doppelt solange wie bisher – das koste übers Jahr 400 zusätzliche Arbeitsstunden, hat er ausgerechnet.
Dagegen sind die Trauungen, 175 jährlich in Vilbel, 80 bis 85 in Karben, fast schon die Kür. Dass gerade in Bad Vilbel so oft geheiratet werde, hänge damit zusammen, dass traditionell auch viele Harheimer, Bergen-Enkheimer und Nieder-Erlenbacher nach Vilbel kämen. Auf der anderen Seite der Statistik finden sich in Bad Vilbel jährlich 120 bis 130 Sterbefälle und 90 in Karben. Das sind aber nicht alle Sterbefälle, „jeder zweite Sterbefall wird in einem Frankfurter Krankenhaus verzeichnet“, weiß Haas.
Der Bad Vilbeler Amtsleiter griff bei der Vorstellung der Kooperation auf die Kommunalgeschichte zurück. Noch vor 40 Jahren drohte die Eingemeindung nach Frankfurt. Solche Kooperationen dienten auch dazu, „die südliche Wetterau stark zu machen gegen Frankfurt – und als eigenständige Verwaltungsgemeinschaft.“ Die entsteht zwischen Vilbel und Karben auf dem kurzen Dienstweg zwischen Stöhr und Rahn.
Erst im Dezember habe man sich zusammengesetzt, und jetzt gebe es bereits zahlreiche gemeinsam angegangene Aufgaben, erläutert Rahn. Als der Bad Vilbeler Hauptamtsleiter Walter Lassek berichtete, das Bad Vilbeler Standesamt erledige auch Einbürgerungen, wurde Rahn sofort hellhörig und sagte zu seinem Amtsleiter Hans-Jürgen Schenk: „Das könnten wir doch auch mal reintun?“