Eschersheim/Bad Vilbel. Zwölf Anwohner haben Klage gegen den beabsichtigten Ausbau der Main-Weser-Bahn eingereicht. Am Verwaltungsgericht in Kassel soll über die Rechtmäßigkeit der Pläne entschieden werden. Noch in diesem Monat sollen die Kläger ihre Stellungnahmen einreichen. Koordiniert werden die Klagen über die Bürgerinitiative „2statt4“, die ihr Ziel im Namen trägt.
Der geplante Ausbau der Bahnstrecke von derzeit zwei auf vier Gleise von Frankfurt bis Bad Vilbel erschreckt und ängstigt die Anwohner. Ihre Befürchtung: Der Bahn gehe es vor allem um den Güterzugverkehr und nicht um eine Entzerrung des Fahrplans, der in der Vergangenheit immer wieder für Verspätungen sorgte. Auf die Anwohner komme trotz Lärmschutz mehr Lärm zu. Zudem rechnen sie mit einem Wertverfall der an die Bahnlinie angrenzenden Grundstücke sowie mit der Verschandelung des Landschaftsbildes durch meterhohe Lärmschutzwände. Die Stadt erklärt hingegen, Eingriffe in die Landschaft seien naturschutzrechtlich durch die Renaturierung der Nidda am Praunheimer Wehr ausgeglichen.
Eine zweite Bürgerinitiative wollte den Protest gegen die Ausbaupläne auf die Straße tragen. „Taunusside“ organisierte im vergangenen November eine erste Demo auf dem Römer. „Viele denken, es würde sie nicht direkt betreffen oder sind kaum informiert, was da auf sie zukommt. Das wollen wir ändern“, erklärte Jan Wagner von der Bürgerinitiative. Betroffen seien mehr als 50 000 Menschen, bei der Politik stoße man aber nur auf verschlossene Ohren.
Rückenwind erhofften sich die 150 Demonstranten, die mit gelben Luftballons und mit Spruchbändern protestierten, wohl auch ein wenig von der Debatte um „Stuttgart 21“. Der blieb aber aus. Obwohl die BI die Demonstration im November als Erfolg wertete, folgte keine weitere.
Unterdessen meldete sich nun auch der Fahrgastverband „Pro Bahn“ zu Wort und spricht sich für eine schnelle Lösung des Streits aus. „Der Fahrgastverband fordert alle Beteiligten auf, unverzüglich alle erforderlichen Schritte einzuleiten, damit noch in diesem Jahr mit den seit Jahren geplanten Bauarbeiten begonnen werden kann und die Arbeiten für den ersten Bauabschnitt Frankfurt – Bad Vilbel spätestens 2016 abgeschlossen werden können“, heißt es in einer Mitteilung des Fahrgastverbandes. Der Ausbau müsse „im Interesse der Fahrgäste, eines auch wirtschaftlich sinnvollen Bahnbetriebs, zum Nutzen des Wirtschaftsstandortes Hessen – und zum Schutz der Anwohner vor aus heutiger Sicht vermeidbarer Lärmbelästigung“ jetzt endlich begonnen werden.
Allerdings fordert auch „Pro Bahn“ den Schutz der Anwohner. Lärmschutzwände sollten nach modernstem Stand der Technik so niedrig wie möglich gebaut werden, Geschwindigkeitsbeschränkungen und der Einsatz geräuscharmer Züge könnten ihr Übriges tun.
Jan Wagner von der Bürgerinitiative „Taunusside“ überzeugt das nicht: „Wenn die Bahn gezwungen werden könnte, sich so zu verpflichten, könnte das sinnvoll sein. Aber für die Anwohner fehlt dabei einfach die Sicherheit“. (göc)