Karben. Plötzlich ging alles ganz schnell. Am vorigen Wochenende, berichtet Bürgermeister Guido Rahn (CDU), habe man im Rathaus mitbekommen, dass „jemand zum Anwalt gehen will und klagen“. Eine Klage aber gegen die Nordumgehung Groß-Karben – das will Rahn unbedingt vermeiden.
Deshalb habe er Stadtplaner Ekkehart Böing noch am Montag losgeschickt, um die womöglich klagewilligen Anwohner in den nördlichen Straßen Groß-Karbens zu einer spontanen Versammlung am Dienstagabend einzuladen. „Wir haben das als interne Veranstaltung gemacht“, erklärt Rahn.
Seit Jahren kämpfen Anwohner gegen den Bau der 3,2 Kilometer langen Straße. „Über 200 Bürger werden in einem fulminant höheren Maße belastet, als die Bürger in der Bahnhofstraße entlastet werden“, schreibt die Bürgerinitiative „Rettet die Nidda-Aue“. Einen nur 170 Meter langen Lärmschutzwall sehen die Pläne vor. Damit aber sollen die Grenzwerte überall am Ortsrand unterschritten werden.
Weil das den Anwohnern nicht genügt, will die Stadt als freiwillige Leistung den Wall auf den gesamten Bereich auf Höhe von Assenheimer und Lindenstraße ausdehnen. Er soll zwei Meter hoch werden, die Straße selbst laufe in einem bis zu zwei Meter tiefen Einschnitt, erklärt Rahn. Dadurch soll sich der Lärmpegel um rund zwei Dezibel reduzieren. Das Stadtparlament votierte bereits 2009 dafür. Diesen Januar beschlossen alle Fraktionen einstimmig, 200 000 Euro für das Jahr 2012 bereitzustellen.
Dieser Extra-Lärmschutz ist aber nicht in den Planungsunterlagen des Landes vorhanden. „Die Anwohner sind deshalb verunsichert“, sagt das Stadtoberhaupt. „Daher haben wir sie alle eingeladen, um ihnen zuzusagen, dass wir den Schutzwall wirklich bauen werden. Ganz sicher.“
Dass der Wall nicht in den Planungsunterlagen enthalten sei, liege daran, dass dieser eine freiwillige Leistung der Stadt sei und diese ihn auch selbst planen müsse. „Das wird aber eine reine Formsache sein“, schätzt der Bürgermeister.
Über diese Erklärungen beratschlagen nun die klagewilligen Anwohner in Groß-Karben. Das berichtet Axel Kreutz, der Sprecher der BI. Es sei bisher „noch nichts klar, das Gedankenmachen findet aber zurzeit auf jeden Fall statt“.
Die Nordumgehungsgegner hatten bis Mitte Februar zwei Wochen lang im Rathaus in die Pläne einsehen können. Nun haben sie bis Mitte März Zeit, ihre mögliche Klage einzureichen. Positiv sei es gewesen, dass Stadtplaner Böing bei der Einsichtnahme mit Erläuterungen zur Seite gestanden habe, lobt Kreutz. Allerdings habe es vor der spontanen Versammlung keine Kontaktaufnahme für Erläuterungen aus dem Rathaus gegeben.
Womöglich auch deshalb bereiteten die Anwohner bisher unentwegt ihre Klage vor. „Die Spenden für eine Klage sind zusammen“, erklärt Kreutz noch. Er räumt aber auch ein, dass die Stadt nun mit ihren Erläuterungen ein intensives Nachdenken angeregt habe. Bevor man jedoch über einen Verzicht auf eine Klage entscheiden könne, bräuchten die Anwohner Greifbares. „Ein Mitstreiter wartet noch auf schriftliche Zusagen aus dem Rathaus.“ (den)
Umgehungsgegner unter www.karben-nu.de, Befürworter unter www.nordumgehung-jetzt.de im Internet.