Veröffentlicht am

Jetzt „löwt’s“ in Vilbel-Abfüllstandort des Rosbacher Brunnens wird geschlossen und verlagert

Bad Vilbel. Als „Neuorganisation und Umstrukturierung“ bezeichnet Hassia den Schritt, der vor allem Rosbach einen nicht unbeträchtlichen Teil seiner Gewerbesteuereinnahmen kosten wird. Doch letztlich sei die Ballung der Wasserabfüllung in Bad Vilbel notwendig gewesen, um auf dem Markt bestehen bleiben zu können.

In einer von der Stadt Rosbach und dem Unternehmen verfassten Mitteilung heißt es: „Mit der Einführung der Kunststoffflasche begann eine verstärkte Umstrukturierung des Marktes. Der Vertriebsweg Discount startete mit einem Angebot von PET-Einwegflaschen und einer aggressiven Preispolitik seinen Siegeszug im Mineralwasser-Markt und verdrängte zunehmend sowohl das Mehrweg-Gebinde als auch seine Konkurrenten im Handel.“

Die Discounter hätten immer größere Marktanteile gewonnen, Mittelständler blieben auf der Strecke. Auch in der Wetterau: Die Astra-Quelle in Bad Vilbel und die Bad Nauheimer Mineralquellen mussten ihre Betriebe schließen. Bei Kronia in Bad Vilbel hatte sich der Absatz in den vergangenen fünf Jahren halbiert. Der Betrieb wurde von Hassia übernommen und zum Jahreswechsel geschlossen.

Und auch bei Hassia selbst sowie bei dem zur Gruppe gehörenden Rosbacher Brunnen machte sich diese Entwicklung bemerkbar. „Die kontinuierlichen Absatzrückgänge der letzten Jahre führten dazu, dass sowohl der Betrieb in Bad Vilbel wie auch der in Rosbach nicht mehr ausgelastet sind und sich deshalb kostenmäßig nicht mehr tragen. Um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben, ist Hassia gezwungen, die Neuorganisation und Umstrukturierung des gesamten Betriebsablaufs vorzunehmen.“ Der Logistik folgt also jetzt die Abfüllung.

Wurde bislang die Wasser-Pipeline zwischen beiden Städten in beide Richtungen genutzt, um Produktionsleerläufe zu vermeiden, fließt jetzt nur noch Rosbacher Wasser nach Südosten. „Das Wasser aus Rosbach wird komplett bei Hassia abgefüllt“, erklärt Marketingchef Ullrich Schweitzer. Den letzten Abgesang auf den Rosbacher Standort will Schweitzer nicht anstimmen: „Rosbacher Wasser spielt im Sortiment eine wichtige Rolle. Wir erhalten uns die Option, bei einem Marktaufschwung wieder in Rosbach zu produzieren.“

Auf absehbare Zeit wird das wohl nicht passieren. Deswegen müssen die 50 Mitarbeiter in Rosbach nun einen anderen Weg zur Arbeit wählen – nach Bad Vilbel. Betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben. Ob Mitarbeiter aus Rosbach in den Ruhestand gehen oder andere Regelungen getroffen werden, kann Schweitzer nicht ad hoc beantworten. Erst 2002 / 2003 hatte Hassia in den Standort Rosbach investiert. Die Betriebsstätte befinde sich in einem ausgezeichneten baulichen Zustand. Seit Mitte 2010 ist eine große Halle an einen Getränkelogistiker mit 30 Mitarbeitern vermietet. Nun soll auch für weitere Bereiche ein Mieter gefunden werden. „Dazu gibt es Gespräche, aber es ist noch nichts spruchreif“, schildert Schweitzer. Ob Rewe zu den Interessenten gehört, wollte Schweitzer nicht bestätigen. Sollte ein Mieter gefunden werden, „bietet sich die Chance, neue Arbeitsplätze zu schaffen“, ergänzt der Rosbacher Bürgermeister Detlef Brechtel (parteilos). Hassia befinde sich in enger Abstimmung mit dem Magistrat, um Rosbacher Interessen Rechnung zu tragen.

Abnehmen wird der Lkw-Verkehr zwischen Rosbach und Bad Vilbel: „Es gibt weniger Shuttle-Verkehr, das stimmt“, sagt Schweitzer. Für Lieferungen gen Norden werde der Weg jetzt ein Stückchen weiter, die Logistik liege aber ohnehin in Bad Vilbel. Dort sei ja auch ein neues Auftrags-Regallager entstanden, um den Einweg-Markt bedienen zu können.