Bad Vilbel. Dass ein Teppich ein hohes Kulturgut ist und nicht einfach nur praktischer Bodenbelag und schöner Wandbehang, stellt wieder einmal das Teppichhaus Wolf unter Beweis. Neu zu bewundern ist dort ein Meisterwerk des persischen Künstlers Mehdiji, dem bekanntesten noch lebenende Teppichknüpfer des Irans. „Was in Europa ein Bild von Van Gogh oder Picasso ist, das ist in Persien ein Teppich von Mehdiji“, sagt Gunther Wolf. Es dauerte einige Jahre, bis er aus Seide und Korkwolle, das ist die Nackenwolle von Jungschafen, das 1,70 mal 1,11 Meter große Prachtexemplar fertiggestellt hatte. Pro Quadratmeter wurden zwischen einer Million und 1,1 Millionen Knoten geknüpft.
Dargestellt sind 36 Blumensträuße, wobei alle Arrangements einzigartig sind. Verbunden sind sie mit einem Zitat des Dichters Hafis, dem schon Goethe und Lessing bewunderten.
Übersetzen lässt sich das Zitat wie folgt: „Oh du Blume, danke dem Herrn, dass du die Blume der Güte bist. So sollst du dich auch nicht in die herzlose Nachtigall verlieben.“ Damit werde die Polarität von Dauer und Moment thematisiert, erläutert Gunther Wolf. Während die Schönheit der Blume für längere Zeit zu genießen ist, ist der betörende Gesang der Nachtigall nur kurz zu hören, denn bald ist das Vögelchen wieder weggeflogen.
Das kulturelle Verständnis von Gunther Wolf drückt sich auch in der Ausstellung mit Werken der Malerin Muna Götze aus, die derzeit ebenfalls in seinem Geschäft zu besichtigen sind. (hir)
Teppichhaus Wolf, 61118 Bad Vilbel
Frankfurter Str. 102, Tel. (06101) 50 13 55www.teppichhauswolf.de