Schöneck. Die Arge Schöneck begeht seit 2003, dem 40-jährigen Jubiläum des Élysée-Vertrages, in Folge den deutsch-französischen Partnertag. Auch dieses Jahr hatten sich die Mitglieder im Restaurant „Kleiner Franzose“ viel zu erzählen.
Helmut Bergel erinnert sich gerne an das zwölfstündige Essen. Vor 25 Jahren zwischen Weihnachten und Neujahr. Im Elternhaus seiner späteren Ehefrau Danielle in der Franche-Conté in Frankreich. Bereits morgens begann die Familie mit dem Auftragen von Speisen. Um Mitternacht wurde eine Zwiebelsuppe serviert. Manchmal verließen die Männer den Raum, um eine Zigarette zu rauchen. Die Frauen räumten auf.
Während Bergel von dem beinahe unglaublichen Ereignis berichtet, sitzt er wieder an einem gedeckten Tisch. Diesmal im Restaurant „Kleiner Franzose“ in Kilianstädten. Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung europäischer Partnerschaften Schöneck (Arge Schöneck) feiern den deutsch-dranzösischen Partnertag.
Am 22. Januar 1963 gaben sich zwei Männer die Hand. Der als Élysée-Vertrag bezeichnete deutsch-französische Freundschaftsvertrag wurde damals von Bundeskanzler Konrad Adenauer und dem französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle im Pariser Élysée-Palast unterzeichnet. Dieses Abkommen hat die beiden Nachbarn in Europa nach langer Erbfeindschaft immer mehr zusammengeführt.
Auch Danielle Bergel fühlt sich in Deutschland sehr wohl. Seit zehn Jahren lebt sie in Büdesheim. Die Französin hatte lange Zeit eine Stelle als Lehrerin für Französisch in einem Frankfurter Sprachinstitut inne und unterrichtete Anfänger und Dolmetscher. Wie sie bestätigte, ist das Interesse am Schüleraustausch zwischen den Ländern zurückgegangen. „Franzosen sprechen lieber Englisch, Spanisch und dann erst Deutsch“, stellt sie nüchtern fest. Junge Leute, sagt sie, sind nicht mehr so motiviert eine Sprache zu lernen wie noch vor 30 Jahren. Im Beruf ist die Wirtschaftssprache Englisch gefragt.
Arge-Vorsitzender Thorsten Weitzel hat eine andere Meinung. Weitzel unterrichtet Englisch und Französisch an der Kopernikus-Schule in Freigericht. Die Schule bietet ihren Schülern das deutsch-französische Abitur, das so genannte Abibac an. Der Abschluss wird in beiden Ländern als Hochschulreife vollwertig anerkannt. In der fünften Klasse absolvieren die deutschen Schüler sechs Wochenstunden Französisch. Ab Klasse sieben werden Sachfächer wie Geschichte und Erdkunde auf Französisch unterrichtet.
Weitzel stellt fest, dass fast jede Schule eine Partnerschule in Frankreich hat und viele Orte und Städte der Region mit französischen Partnergemeinden verschwistert sind. Schönecks Partnerschaft mit Arnould besteht seit 1973. Die 3200 Einwohner zählende Gemeinde liegt 325 Kilometer von Schöneck entfernt, im Süden der ostfranzösischen Region Lorraine (Lothringen) in den Vogesen.
Virginie Hinkel ist in Arnould geboren. Schöneck kennt sie seit ihrer Kindheit. Als sie sechs Jahre alt war, nahm Hinkel an einem Schüleraustausch teil und fühlte sich in Deutschland nie fremd. Ihren deutschen Ehemann Stefan Hinkel lernte sie 1990 über das Rote Kreuz kennen. Nach dem Abschluss ihres Germanistik-Studiums in Frankreich, heirateten die Französin und der Deutsche 1993. Virginie Hinkel zog nach Büdesheim. Die Verschwisterung mit Arnould, erinnert sie sich, sei nicht einfach gewesen. Einige Leute in Arnould waren gegen die Städtepartnerschaft. Arnould wurde im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört. Der Èlysée-Vertrag drückte seinen Stempel auf die Wunde. Gelebt wurde die zunächst zögerlich beginnende Freundschaft seither durch unzählige Besuche, Schüleraustausche und gemeinsame Veranstaltungen.