Karben. Ein kurzes, lautes Reifenquietschen. Dann blitzt es dem Fahrer des schwarzen VW Golf grell entgegen. Stadtpolizist Georg Schäfer schaut auf den Bildschirm seines Laptops. Darauf erscheint das Foto des Temposünders. Samt der Quittung: 74 Stundenkilometer.
Tempo 60 ist hier am Ausbauende der Bundesstraße 3 in Karben erlaubt. Denn die Kreuzung dort, der Abzweig nach Ober-Erlenbach mitten in einer engen 90-Grad-Kurve, ist laut Statistik der Wetterauer Polizei ein Unfallschwerpunkt. Mehrfach schon starben hier Menschen, weil sie zu schnell um die Kurve fuhren.
Direkt an solchen gefährlichen Punkten kann die Stadtpolizei nun blitzen – dank eines neuen Laserkontrollgeräts. Das ist seit einigen Tagen testweise für ein halbes Jahr im Einsatz. „Es misst im Bereich zwischen 50 und 20 Metern Entfernung die Geschwindigkeit jedes Autos für mindestens zehn Meter“, erklärt Georg Schäfer.
War ein Fahrzeug zu schnell, macht das Gerät ein Bild – aber erst, wenn das Auto die festgelegte Stelle fürs Foto erreicht hat. Das könne dazu führen, dass ein Fahrer nach Entdecken der Kamera noch schnell ein wenig herunterbremse – und ihn dennoch der rote Blitz erwische. Wie beim schwarzen Golf.
Brauchte die 19 Jahre alte Radartechnik stets eine gerade Fahrbahn von wenigstens 35 Metern als Messstrecke, erfasst der Laser die Fahrzeuge direkt, auch in Kurven. „Das ist Stand der Technik“, erklärt Schäfer. Um sie zu beherrschen, wurde er eine Woche lang in der Landespolizeischule unterrichtet.
Das Gerät mietet die Stadt bei der Firma BA Technology aus Freigericht. Ihr Mitarbeiter Pierre Kulpe sitzt neben Schäfer und bedient die Technik. So läuft es schon in Gelnhausen, Obertshausen und Freigericht. Der Stadtpolizist überwacht, dass alles korrekt läuft – und nimmt später die Auswertung vor. Die funktioniert effektiver als bisher: Nur am Computer die Bilder sichten und online ans Rechenzentrum senden – statt bisher erst Filme entwickeln, Bilder sichten, Originalunterlagen ans Regierungspräsidium senden. „Ich schätze, das geht doppelt so schnell – und wir können mehr Dienst draußen machen“, freut sich Georg Schäfer.
Das ist nun mindestens einmal pro Woche der Fall. Auf der Kreisstraße nach Heldenbergen beispielsweise auf Höhe der Zufahrt des Groß-Karbener Reiterhofes Cost standen sie auch schon, erklärt Uwe Axtmann von der Stadtpolizei.
Auch die Kreuzung Eckhardsgraben haben sie noch im Blick, die enge Rendeler Straße in Klein-Karben und die innerorts kurvige Heldenberger Straße in Groß-Karben. Axtmann: „Überall dort war unser altes Messgerät nicht nutzbar.“
Und das Blitzen am Knoten Null? Von 15.30 bis 19.30 Uhr haben Schäfer und Mitarbeiter Kulpe 280 Temposünder erwischt. Der Spitzenreiter fuhr 97 Stundenkilometer schnell. Der nächster Blitzertermin könnte sein: kommende Woche, andere Seite, wieder direkt in der Kurve. (den)